Karlsfelder Reparatur-Initiative bringt neues Leben in alte Schätze

Tüfteln statt Wegwerfen

 

Gemeinsam gegen die Wegwerfmentalität mit der Reparatur-Initiative in Karlsfeld: Seit September 2023 bietet dieses Projekt, das von der Nachbarschaftshilfe, dem Sozialen Netzwerk und der Volkshochschule Karlsfeld ins Leben gerufen wurde, den Bürgern eine einzigartige Möglichkeit: Anstatt defekte Gegenstände einfach zu entsorgen, können sie gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern repariert werden. Und das Beste daran? Es kostet nichts, außer ein wenig Zeit und dem Willen, etwas zu retten.

 

Das Konzept der Reparatur-Initiative orientiert sich an den bekannten Repair-Cafés, die mittlerweile in vielen Städten und im Landkreis Dachau etabliert sind. In Karlsfeld treffen sich die Helfer einmal im Monat in der VHS und unterstützen die zahlreichen Bürger, die defekte Gegenstände aus ihrem Alltag mitbringen, sei es ein kaputter Staubsauger, eine defekte Lampe oder die zu weit gewordenen Sporthosen. Das Ziel: Gemeinsam eine Lösung finden und das gute Stück wieder funktionstüchtig machen.

 

In der Reparatur-Initiative gibt es nicht nur einen allgemeinen Treffpunkt, sondern auch echte Spezialisten. Jeder Helfer hat sein spezielles Fachgebiet, auf dem er oder sie besonders versiert ist. So gibt es zum Beispiel Rudi, der als Fahrradspezialist glänzt und bisher fast jedes Fahrrad wieder in Schuss bringen konnte. Erika Mosewski ist die expertisierte Näherin, die nicht nur kleine Risse und Löcher in Kleidung repariert, sondern auch bei aufwendigen Nähprojekten zur Seite steht. Und Werner Dick, der gelernte Radio- und Fernsehtechniker, kümmert sich seit mittlerweile einem Jahr um alle Elektronikgeräte, die eine zweite Chance verdienen.

 

„Es ist ein tolles Gefühl, wenn man gemeinsam mit den Besuchern einen kaputten Gegenstand wieder funktionsfähig macht“, sagt Karl-Heiz Dörner, einer der erfahrenen Helfer. „Besonders bei älteren Geräten merkt man oft, dass sie hochwertiger sind als die heutigen Wegwerfprodukte. Sie lassen sich auch viel einfacher reparieren, weil sie noch auseinandergebaut werden können. Heutzutage sind viele Geräte einfach zugeklebt.“

 

Wer ein defektes Gerät oder einen anderen Gegenstand reparieren möchte, kommt zu den monatlichen Treffen und bekommt eine Nummer. Dann ist man der Reihe nach dran und kann sich mit den Helfern beraten. Ein Formular wird ausgefüllt, um die Reparatur zu dokumentieren und etwaige Materialien zu vermerken.

 

Die meisten Besucher bringen Elektrogeräte mit – vor allem Staubsauger, Lampen und verschiedene Haushaltsgeräte. Aber auch immer wieder kuriosere Reparaturen kommen auf den Tisch, wie ein Spielzeugaffe, der dringend nach einer Reparatur verlangte. In der Regel sind es vor allem ältere Menschen, oft Frauen, die den Weg zur Reparatur-Initiative finden.

 

„Die Leute sind immer froh, wenn ihre Lieblingsstücke oder Sammlerstücke wieder funktionieren. Das macht die Arbeit besonders erfüllend“, Silvia Reiter vom Sozialen Netzwerk. Und tatsächlich: Die Stimmung bei den Treffen ist stets positiv, die Helfer und Besucher tauschen sich rege über Reparaturen aus. Der soziale Austausch wird bei den Treffen genauso großgeschrieben wie die handwerkliche Arbeit.

 

Seit dem Start der Initiative im September 2023 konnte die Reparatur-Initiative bereits rund 130 Gegenstände reparieren, etwa 60 Prozent erfolgreich. Ein weiteres Plus der Initiative: Die Helfer haben ein Tablet zur Verfügung, auf dem sie nachschauen können, ob ein Gerät schon einmal repariert wurde und wie es am besten auseinandergebaut werden kann. Dies ermöglicht eine effiziente Reparatur und sorgt dafür, dass die Helfer gut vorbereitet an die Sache herangehen. Auch bei der Bestellung benötigter Ersatzteile wird gern geholfen: Wenn die Bürgerinnen und Bürger diese nicht direkt dabeihaben, bestellen die Helfer die Teile noch vor Ort gemeinsam.

 

Die Reparatur-Initiative in Karlsfeld hat sich aus der Nachbarschaftshilfe entwickelt. Die Helfer wurden durch gezielte Aufrufe gefunden, und viele der Menschen, denen bereits geholfen wurde, sind mittlerweile „Stammgäste“. Doch es gibt immer wieder neue Gesichter, die mit ihren Lieblingsstücken zu den Treffen kommen.

 

„Wir freuen uns immer, wenn es neue Herausforderungen gibt. Es ist nie langweilig, und es macht einfach Spaß, den Menschen zu helfen. Die Initiative ist gefragt und mittlerweile in Karlsfeld gut instituiert“, erzählt Erika Grammel, die seit Anfang an mit dabei ist.

 

Ab September 2025 wird die Reparatur-Initiative in einen neuen Raum umziehen: Statt wie bisher im Raum 008 der Volkshochschule finden Bürgerinnen und Bürger die Helfer dann in Raum 003. Auch die Uhrzeit wird angepasst: Künftig wird die Initiative von 17:00 bis 18:30 Uhr stattfinden. Alle Termine sind auf den Webseiten der Gemeinde Karlsfeld und der Volkshochschule einsehbar.

 

Wer selbst einen defekten Gegenstand hat oder die Initiative als Helfer unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen – und das nächste Lieblingsstück vielleicht wieder zum Leben zu erwecken.

 

 

Foto: KA