Kirchengeschichte der Kornelius-Kirche

Korneliuskirche

Die ersten Jahre der Korneliusgemeinde waren schwer und voller Entbehrungen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg, als die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten kamen und die Lager in Allach und Ludwigsfeld füllten, begann die evangelische Gemeindearbeit, denn vorher gab es außer den Landwirtsfamilien Ritthaler und Mühlich, die seit 1803 am Ort leben, verschwindend wenig evangelische Christen.

 

Der Wirkungsbereich des ersten Pfarrers Dr. Alfred Gennrich, der die Gemeinde von 1948 bis 1964 von Allach aus leitete, reichte von Allach bis Schleißheim. Unter großen Mühen und einfachsten Verhältnissen wurde in Kantinensälen und Lagerstuben Gottesdienst gefeiert. 1950 wurde am Bahnübergang zwischen Gerberau und Allach eine Notkirche aufgestellt. Diese Barackenkirche wuchs den Gläubigen damals sehr ans Herz und so mancher alteingesessene Karlsfelder spricht heut noch davon. Man erinnert sich an die wackligen Sitzgelegenheiten: aufklappbare Bänke ohne Lehnen, die des öfteren einmal zusammenbrachen, weil man die Gesetze der Schwerkraft nicht genügend beachtet hatte.

 

Seit Mitte der 50er Jahre erlebte Karlsfeld einen großen Bevölkerungszuwachs. Auch der Anteil der evangelischen Bevölkerung nahm ständig zu. 1960 wurde Karlsfeld Tochtergemeinde von Allach und drei Jahre später beschloss die Landessynode Karlsfeld zur selbständigen Pfarrei zu erheben mit damals 2400 Gemeindemitgliedern.

 

Jetzt war die Zeit gekommen für den Bau eines eigenen Gotteshauses und so wurde in den Jahren 1963/64 die Kornelius-Kirche errichtet, wobei man den Platz an der Allacher Straße wählte, weil die Kirche hier zentral zwischen den Gemeindeteilen liegt. Der Bau war zweckmäßig, Lebendigkeit und Schönheit erhielt er durch die versammelte Gemeinde.

 

Die neue Pfarrstelle übernahm 1962 Pfarrer Oskar Stentzel und bei seinem Amtsantritt musste das selbständige Pfarramt eingerichtet werden. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es bis zum April 1965 dauerte, bis die Post das Telefon installierte. Aus vorwiegend privaten Bücherspenden wurde ein Bibliothek aufgebaut und mit dem Ausbau von Jugendräumen im Keller konnte sich auch die Jugend in der Kornelius-Kirche wohl fühlen. Nachfolger von Pfarrer Stentzel wurde Pfarrer Rudolf Ruf.

 

Es wurden unter seiner Initiative viele neue Gruppen und Kreise ins Leben gerufen, der Innenhof der Kirche wurde unter tatkräftiger Mithilfe vieler Gemeindemitglieder renoviert und neu gestaltet.In dieser Zeit entstand auch der bis heute existierende Besuchsdienst, der sich vor allem um die älteren Menschen der Gemeinde kümmert. Gewissermaßen fiel auch die Geburtsstunde des heut in der Kornelius-Kirche beheimaten Internationalen Hauses in diese Zeit. Die Griechen der Gemeinde Karlsfeld fühlten sich hier heimisch und veranstalteten in den Kornelius-Kirche ihre "Woche der internationalen Begegnung".

 

Auch ein nebenamtlicher Sozialberater wurde eingestellt, der sich vor allem um die Note griechischer Arbeitnehmer bemühte. Für Musikliebhaber wurde in diesen Jahren der Kinder- und Erwachsenensingkreis aufgebaut. Nach zähen Verhandlungen der Pfarrer und Kirchenvorstände von Karlsfeld und Allach wurde beiden Gemeinden ein gemeinsamer Diakon zugesagt und seitdem haben die Jugendlichen der Gemeinde einen hauptamtlichen Ansprechpartner. Und auch die Kinder wurden nicht vergessen: Am 2. Juni 1969 wurde der Kornelius-Kindergarten eingeweiht.

 

Die Angebote in der Kornelius-Kirche nahmen im Lauf der Jahre ständig zu; kulturelle Angebote, Vorträge oder Gesprächskreise trafen auf immer mehr Interesse, auch die Jugendräume waren ständig überfüllt und so wurde das Gemeindehaus bald zu klein. Das heute in einem neuen Gemeindehaus Veranstaltungen stattfinden und sich die vielen Gruppen der Korneliusgemeinde treffen können ist letztlich Ausdruck der Lebendigkeit der Korneliusgemeinde. Denn viele Gemeindemitglieder arbeiten eifrig mit, als es darum ging, das neue Gemeindehaus zu bauen. Viele Helfer arbeiteten hier unermüdlich, scheuten die Winterkälte während der Abbrucharbeiten nicht, schaufelten Kubikmeter für Kubikmeter Erde in die Baugrube und legten eifrig Hand an, bis aus der Baugrube das neue Gemeindehaus gewachsen war, das 1997 schließlich eingeweiht werden konnte. Hier hat nun auch nach langer Suche das Internationale Haus endlich eine Heimat gefunden.

 

Auch wenn in der Kornelius-Kirche nicht so viel musiziert würde, wie das der Fall ist - eine Kirche ohne Orgel wäre nur eine halbe Sache. Schon 1969 gab es eine Orgel in der Kirche, allerdings war sie sozusagen ein "second-hand-Instrument". Sie wurde in den 20er Jahren als Hausorgel für Professor Sagerer, dem Organisten der Münchner Lukaskirche gebaut. Als diese im 2. Weltkrieg zerstört wurde, verkaufte Professor Sagerer die Orgel an die erneuerte Lutherkirche.Grossansicht in neuem Fenster: Korneliuskirche innen

 

Und als diese sich eine neue Orgel leisten konnte, erstand die Kornelius-Kirche das alte Instrument. 1981 fasste dann der Kirchenvorstand den Beschluss, eine neue Pfeifenorgel anzuschaffen. Dank der großen Spendenbereitschaft der Kirchengemeinde konnte dem Wunsch die Realisierung folgen und heute verschönert die Orgel nicht nur Familien-, Kinder-, oder Festgottesdienste, sondern auch viele Konzerte in der Kornelius-Kirche.

 

Gelungene Konzerte locken immer wieder viele Besucher in die Kornelius-Kirche, in deren hohem Raum die Akustik besonders schön ist.