Viel Diskussionsbedarf bei der Jungbürgerversammlung

„Die Jungen sind Experten in eigener Sache“

 

(KA) Der Karlsfelder Jugendrat, Mitarbeiter des Jugendhauses und der Aufsuchenden Jugendarbeit, eine Mitarbeiterin des KJR sowie Bürgermeister Stefan Kolbe und Jugend- und Schulreferentin Venera Sansone waren überwältigt von der hohen Anzahl an Jugendlichen, die sich am 16. Januar 2023 zur Jungbürgerversammlung im Karlsfelder Bürgerhaus eingefunden haben. Moderiert wurde die erfolgreiche Veranstaltung von Jugendratsvorsitzendem Jiyan Göcer.

 

Lange Zeit gab es keine politische Möglichkeit für die Jugendlichen, ihre Wünsche und Sorgen öffentlich zu machen. Durch den neu gewählten zwölfköpfigen Jugendrat, der jetzt über ein Jahr im Amt ist, bekommen die Jugendlichen wieder eine Stimme. „Das ist ein wichtiger, großer Schritt“, so der 19-jährige Jiyan Göcer. In der kurzen Zeit wurden bereits Projekte wie die Verschönerung des Treffpunkt-Pavillons zwischen Hallenbad und See oder das „Anti-Diskriminierungs-Projekt“ umgesetzt.

 

Zur Jungbürgerversammlung wurden jetzt 1.938 Karlsfelder Jugendliche von der Gemeinde eingeladen, rund 45 sind der Einladung gefolgt und nahmen die Möglichkeit wahr, ihre Wünsche vor Ort anzubringen und zu diskutieren. Ihre Ideen und Wünsche zu den Themen Jugendhaus, See, öffentliche Plätze, Infrastruktur / Mobilität, kulturelle Angebote und Sportplätze konnten die Jugendlichen auf kleinen Zetteln an sechs Tafeln anbringen.

 

Eine große Anzahl der Jugendlichen wünschte sich den Skatepark zurück, der 2016 aufgrund vieler Mängel schließen musste und erneuert werden sollte, hierzu jedoch das Geld fehlt. Charide von der Ahe von der Aufsuchenden Jugendarbeit schlug daher den Jugendlichen vor, einen Antrag auf eine „mobile Skateanlage“ zu stellen. Auch eine Disco im Jugendhaus ist wieder gewünscht. Bürgermeister Stefan Kolbe kann sich selbst noch an die Zeit in seiner Jugend erinnern, in der die Disco im Jugendhaus immer ein beliebter Anlaufpunkt war.

 

Am See können sich viele ein Open-Air-Kino, Tretboote oder Festivals vorstellen. Bemängelt wurde die teils schlechte Beleuchtung am See, und dass es zu wenig Mülltonnen gebe. Zahlreiche Punkte gab es für einen Bubble-Tea-Laden auf den öffentlichen Plätzen. Die Wiedereröffnung des Hallenbades, Hygieneartikel an Schulen, E-Scooter, bessere Busverbindungen und mehr Beleuchtung an einzelnen Plätzen wurden ebenfalls auf der Wunschliste angegeben. Auch im kulturellen Bereich waren die jungen Besucher durchaus kreativ: eine Bücherzelle, eine Afro-Shop oder ein Afro-Festival, verschiedene Religionen im Schulunterricht oder ein Programm für Menschen, die kein Deutsch sprechen. Sportbegeisterten waren die Themen Basketball- oder Beach-Volleyball-Plätze wichtig sowie vor allem öffentliche Fußballplätze.

 

Anschließend ging es in eine lebendige fast zweistündige Diskussion. Stefan Kolbe ist das Thema Jugend sehr wichtig, daher freute er sich auf einen „fruchtbaren“ Abend. Der Gemeinderat wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit den Ergebnissen des Abends auseinandersetzen. Venera Sansone fügte hinzu, dass sie „alle Anliegen ernst nehmen, man jedoch sehen müsse, welche Projekte umsetzbar sind“.

 

Gut vorbereitet las der zwölfjährige Shamon Dzwood, Klassensprecher der sechsten Klasse der Mittelschule Karlsfeld, seine lange Wunschliste vor: „In Karlsfeld werden mehr Wohnungen, Häuser, Garagen und öffentliche Fußballplätze benötigt. Yoga-Kurse oder ein Bowlingplatz wären auch toll“.

 

Sehr engagiert trug die 16-jährige Schülersprecherin der Mittelschule, Mimoza Bayrami, ihre Anliegen vor: „Besonders die Spielplatzsituation macht mir zu schaffen. Nicht nur, dass manche Spielplätze kaum instandgehalten werden, sondern vor allem, dass sich dort viele Drogenkonsumenten aufhalten. Es ist erschreckend zu hören, dass meine kleine Schwester mit elf Jahren schon weiß, wie Drogen riechen“. Hier verwies Bürgermeister Stefan Kolbe auf die Hausverwaltungen, denn die gemeindlichen Spielplätze werden vom Bauhof regelmäßig geprüft und gewartet. Venera Sansone bot jedoch an, bei der Korrespondenz mit den Hausverwaltungen unterstützend mitzuwirken, die Gemeinde jedoch darauf keinen Einfluss habe. In Sicherheitsangelegenheiten soll zukünftig die Sicherheitswacht in Karlsfeld unterstützen.

 

Mimoza Bajrami sprach das aus, was viele Jugendliche auf dem Herzen hatten. „Während Corona sind viele in ein tiefes Loch gefallen, denn wir konnten unsere Jugend in der Zeit nicht ausleben. Jetzt brauchen wir wieder mehr Leben in Karlsfeld, auch Orte zum Zurückziehen und zum gemeinsamen Treffen, nicht nur für die Kleinen, sondern auch für Jugendliche“.

 

Sara und Laura ging es hautsächlich um die teilweise schlechte Beleuchtung an manchen „Ecken“ in Karlsfeld, wie beispielsweise am See, in der Neuen Mitte hinter dem EDEKA, in der Wehrstaudenstraße, am Eichinger Weiher oder am Karlsfelder See. „Wir fühlen uns an einigen Orten sehr unwohl“, so die beiden Schülerinnen.

 

Zentrale Themen waren an dem Abend bessere Busverbindungen, zum Beispiel zum Kino in Dachau, schlechte Beleuchtung, bessere Spielplätze und mehr Treffpunkte für Jugendliche. Auch hier griff Bürgermeister Stefan Kolbe ein Beispiel aus seiner Jugend auf, als seine „Clique mit Mopeds auch nie gern gesehen war in Karlsfeld“. Überraschend war für Kolbe der Wunsch einiger Jugendlichen, Angebote nicht nur über Social Media, sondern anhand von Aushängen auf dem „schwarzen Brett“ in Schulen etc. zu publizieren, da einige keinen Zugriff zu Computern haben.

 

Bürgermeister Stefan Kolbes Fazit an dem Abend: „Es gibt viel zu tun. Ich wünsche mir, dass wir den Prozess fortführen“. Diesem Wunsch stimmten alle Beteiligten zu und freuen sich auf eine baldige Wiederholung dieser gelungenen Veranstaltung. Zum Schluss bedankte sich die Gemeinde Karlsfeld für die rege Teilnahme noch mit Pizza bei den Jugendlichen.

 

Foto: KA