Parkinsontreff Karlsfeld: Aus Hoffnung wurde Wirklichkeit!

Zwei Tremorkranke der Selbsthilfegruppe (SHG) Parkinsontreff Karlsfeld berichteten über ihre „Skalpellfreie Hirnoperation“ an der Universitätsklinik Kiel

 

Die Selbsthilfegruppe Karlsfeld-Dachau hatte zusammen mit dem Parkinsonnetzwerk Dachau-München Nord im Mai 21 und im Februar 22 ONLINE-Vorträge zum Thema

„Neue Konzepte mit Magnetresonanz gesteuertem fokussierten Ultraschall (MRgFUS) zur Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms und des essentiellen Tremors“ organisiert.

 

Karl Walter und Klaus Englert von der SHG Parkinsontreff Karlsfeld-Dachau, selbst vom Tremor Betroffene, die die Online-Konferenzen initiiert, organisiert und moderiert haben, folgerten damals: „Parkinson wird damit nicht heilbar, aber wir sehen die Möglichkeit, dass mit den neuen Therapiekonzepten die Lebensqualität für viele Tremor Kranke verbessert werden kann.

 

Bei dieser Feststellung sollte es nicht bleiben. Am 25. Mai 2023 konnten, beide fast zitterfrei, ihre Erfahrungen und Ergebnisse über die bei ihnen durchgeführte „Skalpellfreie Gehirnoperation an der Universitätsklinik Kiel“ vortragen.

 

Essentieller Tremor und von Parkinson verursachter Tremor werden bisher vor allem medikamentös behandelt. Nach circa drei bis acht Jahren medikamentöser Therapie (individuell unterschiedlich) entwickelt sich allerdings im Regelfalle eine Therapieresistenz, die wiederum zu einer sehr schwer ausgeprägten Symptomatik und zu Bewegungsbeschwerden führen kann.  

MRgFUS ist eine medizinische Anwendung, bei der durch gezielte Bündelung von 1024 Ultraschallwellen, Tremor verursachendes Gewebe im Gehirn zerstört wird, ohne dass der Schädelknochen geöffnet werden muss. Geringes Blutungsrisiko, kein Infektionsrisiko, kostengünstiger als bisherige Methoden, wenig Nachkontrollen: das sind einige Vorteile die dieser Therapie eigen sind.

 

Fast 50 Parkinsonbetroffene erhielten während des Vortrags sehr praxisnah mit Video- und Bildmaterial belegte Informationen über Voraussetzungen, Möglichkeiten, Grenzen, Chancen, Perspektiven und Risiken aus Patientensicht. Wenig Verständnis zeigten die Teilnehmer gegenüber der Tatsache, dass in Deutschland bei circa 1 100 000 Tremor Kranken nur zwei Universitätskliniken für diese Therapieform ausgestattet sind und ausgebildete Experten haben. In USA ist diese Therapieform seit zehn Jahren zugelassen. Weltweit sind bereits circa

10 000 Tremor Kranke erfolgreich therapiert worden. In Deutschland dagegen wurden in einem „Update der nationalen Leitlinien“, vom 16.12.2022, erstmalig die Indikatoren für invasive Interventionen definiert und u.a. „MRgFUS“ zu einem unverzichtbaren Teil der modernen Tremor-Behandlung erklärt“.

 

Das Resümee der beiden Vortragenden war: „Der Tremor ist zu ca. 90 Prozent in Kiel geblieben! Wir sind nicht von Parkinson geheilt, aber mit dem neuen Therapiekonzept ist unsere Lebensqualität - fast ohne Tremor wieder leben zu können - unglaublich verbessert worden.“ Walter und Englert, zusammen mit der die SHG Karlsfeld—Dachau sehen sich motiviert, in Zusammenarbeit mit den Experten des Parkinsonnetzwerks Dachau – München Nord, ihren Beitrag zu leisten, um auch in Deutschland die Nutzung von MRgFUS zur Verbesserung der Lebensqualität von rund einer Million an Tremorerkrankten zu ermöglichen.

 

 

Foto: Parkinsontreff Karlsfeld-Dachau