(KA) Eine Musikikone, die Karlsfeld bereichert, wird im Sommer dieses Jahres mit einem weinenden und einem lachenden Auge das Zepter abgeben. Am 24. Juni findet um 19 Uhr das Abschiedskonzert „Monika sagt goodbye!“ im Bürgerhaus statt. 54 Jahre leitete Monika Fuchs-Warmhold das Vivaldi Orchester und baute ihre Musikschule, das Musikstudio Karlsfeld, auf. Die Ausnahmemusikerin erzählt uns von ihrer musikalischen Laufbahn und wie sie zu der Entscheidung gekommen ist, den Taktstock abzugeben.
Wie kamen Sie dem Entschluss, Musikerin zu werden und wann haben Sie sich für Ihre Instrumente Gitarre und Mandoline entschieden?
Nach meinem Realschulabschluss wollte ich ursprünglich Logopädin oder Filmcutterin werden oder die Querflöte in einem Orchester spielen. Nebenbei hatte ich Gitarre gelernt, fuhr zu Ferienkursen, machte Schallplattenaufnahmen mit dem Saarländischen Zupforchester und bin so bei der Zupfmusik geblieben. Ich bin Saarländerin und habe an der Musikhochschule Saarbrücken Gitarre studiert. Die Mandoline war damals noch kein Hochschulfach, so habe ich dieses Instrument in diversen Seminaren intensiv studiert. Später bin ich mit meinen Eltern nach Karlsfeld gezogen, Ich habe früh festgestellt, dass mir die Pädagogik liegt, und so habe ich 1969 meine Musikschule eröffnet und seither viele Kinder in Mandoline und Gitarre unterrichtet. Im Lauf der Jahre konnte ich mehr als 80 Schüler erfolgreich durch diverse Wettbewerbe, wie z.B. Jugend musiziert, begleiten. Diese gute Ausbildung kam auch dem Vivaldi Orchester zugute, in dem heute etwa die Hälfte der Musiker'innen ehemalige Preisträger sind. Keimzelle des Orchesters war eine kleine Spielgruppe meines Schülerkreises, die im Herbst 1969 ihren ersten Auftritt hatte und aus der im Lauf der Jahre das Vivaldi Orchester hervorgegangen ist. Viele ehemalige Schüler sind seit vielen Jahren immer noch mit im Ensemble.
Wann haben Sie die Entscheidung gefällt, Ihr Lebenswerk in andere Hände zu geben?
Ich würde sagen, dass Corona ein bisschen Schuld daran war. Das war für alle eine schwierige Zeit. Unser großes Jubiläumskonzert konnte 2019 nicht stattfinden und musste ständig bis 2022 verschoben werden. Das Positive daran war, dass ich endlich Zeit und Muße für etwas Anderes hatte. Davor wat mein Arbeitsalltag prall gefüllt mit Proben, Organisation etc. Schließlich habe ich überlegt, dass das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, obwohl es natürlich auch schwerfällt und mir das Orchester sicher fehlen wird.
Wie haben Sie die Entscheidung Ihrem Orchester mitgeteilt und wie war die Reaktion?
Wir haben uns nach dem Jubiläumskonzert erst mal eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Im Dezember habe ich dann das Orchester informiert. Manche waren zunächst geschockt, es gab aber auch Verständnis für meine Entscheidung. Ich wollte nicht erleben, dass das Orchester irgendwann zu mir sagt „Jetzt wird es Zeit“. Unser Verhältnis untereinander ist sehr gut, es sind viele Freundschaften entstanden – wir sind wie eine große Vivaldi-Familie. Auch nach dem Konzert oder den Proben sitzen wir zusammen, denn Musik und Geselligkeit sind uns wichtig - und die Gemeinschaft trägt die Musik. Viele reisen zu den Proben extra aus anderen Städten wie Wiesbaden, Garmisch oder Bamberg an.
Über Ihre Nachfolge haben Sie und das Orchester sich sicherlich auch Gedanken gemacht?
Ich habe das Glück, meine Aufgaben nach und nach abgeben zu können; so war es zunächst die Administration der Musikschule. Zudem unterrichte ich jetzt weniger. Nadezhda Pantina, die seit dem Herbst das Jugendorchester leitet, sorgt nun für den Nachwuchs. Bei meinem letzten Probenwochenende mit meinen jungen Schülern kamen auch bei mir die Tränen. Wir haben die Verantwortung, für Nachwuchs zu sorgen. Im Orchester haben wir zum Glück sehr viele junge, engagierte Leute in der Vorstandschaft, die extra einen Arbeitskreis gegründet haben, um aktiv nach einer Nachfolge zu suchen. Ab September wird das Orchester unter der neuen Leitung musizieren und auf gutem Weg weitermachen. Ich stehe noch als Beraterin bereit, jedoch soll die neue Leitung ihren eigenen Stil finden, da möchte ich nicht hineinreden.
Wie wird das Abschiedskonzert am 24. Juni, um 19 Uhr im Bürgerhaus aussehen?
Es wird nicht so aufwendig wie unser 50-jähriges Jubiläumskonzert werden. Es wird ein „normales“ Konzert zum Wohlfühlen werden. Geboten wird den Zuhörern wieder ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Klangfarben und vielen Solistinnen und Solisten. Neben alter Musik von unserem Namenspatron Antonio Vivaldi sowie dem englischen Barockkomponisten John Baston mit Solomandoline bzw. Flötensolo erwarten die Zuhörer auch die bombastischen Klänge der Sinfonia Parnassus von Hiro Fujikake und ein zeitgenössisches Stück des jungen saarländischen Komponisten Andreas Lorson. Für ungewöhnliche Klangfarben sorgen außerdem ein Konzert für Cembalo, Pauken und Zupforchester von Gustav Gunsenheimer und eine gefühlvolle Bühnenmusik von Timotheos Arvanitakis. Eröffnet wird das Konzert vom Vivaldi Jugend Orchester, zum ersten Mal unter der Leitung von Nadezhda Pantina. Vom Orchester werde ich mich im Juli nochmal intern verabschieden.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich freue mich darauf, mehr Zeit für die Familie und die Malerei zu haben. Am 7. Juli, um 19 Uhr in der Friedensinsel in Odelzhausen habe ich gemeinsam mit zwei Malerinnen meine erste Ausstellung, die am 23. Juli mit einem Gottesdienst endet. Am 7. Juli um 19 Uhr ist die Vernissage der Ausstellung. Ich bin Mitglied im Kulturkreis Odelzhausen und im Kunstkreis Karlsfeld. Mit Beginn der Pandemie bin ich nach Odelzhausen umgezogen und genieße das Familienleben, da ich jetzt in der Nähe meiner Familie mit den zwei Enkelkindern wohne. In Odelzhausen habe ich ein Atelier angemietet und kann so meinem Hobby frönen, außerdem unterrichte ich dort noch einige Schüler. Ganz lässt mich die Musik einfach nicht los. Denn wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere.
Foto: Festival Remiremont