Ebrar Cuhadar-Hack - Interview mit neuer Abteilungsleiterin der Blaskapelle

Juli 2023

 

„Blasmusik ist nicht uncool!“

 

(KA) Letzten Sommer wurde die junge Musikerin Ebrar Cuhadar-Hack zur neuen Abteilungsleiterin der Blaskapelle Karlsfeld gewählt. Hier spielt die 29-Jährige das Bariton und genießt jede Minute mit der Blaskapelle.

 

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Es waren meine Eltern, die mich zur Musik gebracht haben. Sie wollten, dass ich ein Musikinstrument lerne. So habe ich – wie viele – mit der Blockflöte angefangen. Dabei habe ich gemerkt, wie schön das Vereinsleben ist. Danach habe ich viele Jahre Unterricht in Klarinette und Saxophon genommen. Aber aus Mangel an Blechbläsern und Problemen mit dem Nachwuchs habe ich mit dem Bariton angefangen.

 

Sind Sie auch hauptberuflich in der Musik tätig?

Nein, die Musik ist mein großes Hobby. Hauptberuflich bin ich Software-Testerin und habe einen Quereinstieg zur Mittelschul-Lehrerin gewagt, da ich schon immer mit Kindern arbeiten wollte und Lehrermangel herrscht. Zurzeit bin ich im ersten Referendariats-Jahr. Während Corona habe ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft gemacht und bin zu der Entscheidung gekommen.

 

Was schätzen Sie besonders am Vereinsleben?

Der Verein ist wie eine Zweitfamilie für mich. Er hilft mir, Stress abzubauen, und ich freue mich auf jede Probe oder Aufführung. Die Musiker verschiedener Vereine kennen sich alle untereinander und aus allen Gruppierungen kann man etwas mitnehmen. Die Blaskapelle besteht aus so vielen Generationen, hier kann ich so viel lernen. Unter Gleichgesinnten macht es einfach großen Spaß.

 

Wie kamen Sie zur Blaskapelle Karlsfeld?

Ich bin zwar in Dachau geboren, bin aber jetzt schon seit zehn Jahren in der Blaskapelle. Davor habe ich in der Knabenkapelle in Dachau gespielt, in der nicht, wie mehrfach angenommen, nur Knaben spielen. Dort habe ich bei Wolfgang Grünbauer Klarinette gelernt. Um danach in einer Erwachsenenkapelle zu spielen, war es die beste Option für mich, nach Karlsfeld zu wechseln, unter anderem auch wegen des Dirigenten Reinhard Hagitte.

 

Was schätzen Sie an Reinhard Hagitte besonders?

Wir haben solch ein Glück mit unserem Dirigenten. Er ist so versiert, hat viel Erfahrung und spielt auch auf der Wiesn. Jemand, der so für die Musik lebt, ist eine Inspiration. Er ist für mich der Inbegriff der Blasmusik. Wenn er dirigiert, macht der ganze Körper mit und er ist mit vollem Einsatz dabei.

 

Was ist das musikalische Repertoire der Blaskapelle?

Wir spielen hauptsächlich bayerisch-böhmische Stücke, aber auch Medleys, Ouvertüren und Auszüge aus Opern. Es ist für jeden etwas dabei. Ich selbst spiele sehr gerne Polkas, da kann man mitwippen beim Spielen und die Musik fühlen.

 

Was trägt die Blaskapelle traditionsgemäß?

Die Männer tragen einheitlich eine dunkelgrüne Weste, die Frauen ein schwarzes Dirndl. Geplant ist die Anschaffung einer rot-blauer Schürze. Unser Motto lautet „schlicht und einheitlich“. Es ist ein besonderes Gefühl, sich bei den Auftritten einheitlich zu präsentieren.

 

Was hat Sie an der Position der Abteilungsleitung gereizt?

Es gab eine offizielle Wahl. Vor allem hat mich an der Position gereizt, dass ich mich mehr engagieren kann. Und ein frischer Wind kann auch nicht schaden.

 

Welche Konzerte haben Sie besonders geprägt und was steht demnächst an?

Besonders schön, weil anders, fand ich unsere Auftritte vor den Altenheimen und im Biergarten während Corona, als wir nicht in Räumen spielen konnten. Ein Highlight sind natürlich jedes Jahr unsere Neujahrskonzerte im Januar. Traditionsgemäß spielen wir beim Siedlerfest und dieses Jahr auch beim Fischerstechen. Im neu eröffneten Biergarten werden wir in Abwechslung mit der Big Band Karlsfeld regelmäßig für Unterhaltung sorgen. Beim KOSMOS Kulturfestival haben wir die Eröffnung musikalisch begleitet und es folgen noch weitere Auftritte in diesem Jahr. Hauptsächlich spielen wir in Karlsfeld, aber wir sind auch mit anderen Kapellen in Kontakt und veranstalten auch gemeinsam Konzerte.

 

Wie haben Sie und die Blaskapelle die Corona-Zeit als Musiker überstanden?

Nach Corona hatten wir viel Lust auf Musik und waren besonders motiviert. Als Kapelle sind wir enger zusammengekommen. Wir haben es mehr zu schätzen gelernt, wie wichtig einem die Musik ist, besonders, wenn man nicht spielen darf.

 

Sind Sie auf der Suche nach neuen Mitgliedern?

Leider haben während und nach Corona viele Spieler aufgehört, daher suchen wir laufend Mitglieder. Jeder, der Lust hat Musik zu machen, ist bei uns herzlich willkommen. Einfach vorbeischauen oder sich unter der E-Mail-Adresse: blaskapelle.karlsfeld@gmail.com melden. Wir freuen uns auch über Wiedereinsteiger. Unser Plan ist es, neue Mitglieder zu generieren, denn wir wollen weitermachen und uns auch für größere Veranstaltungen aufstellen. Denn, je weniger Musiker wir haben, desto weniger Auftritte sind es. Derzeit haben wir circa 30 Mitglieder und es sollen mehr werden. Wir proben jeden Montag, von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr im Bürgerhaus-Keller. Das Alter spielt dabei keine Rolle, wir sind eine bunte Mischung, und es gibt keine Aufnahmekriterien. Auch wer noch unsicher beim Spielen ist, in der Praxis lernt man mehr. Jungen Leuten will ich vermitteln, dass Blasmusik nicht uncool ist, denn es gibt so viele tolle Stücke. Wir alle verstehen uns super, auch privat. Es geht uns um den Spaß und das Miteinander, denn Musik verbindet!

 

 

Foto: Privat