Jedes Jahr ab März kündigt der Kiebitz mit seinen spektakulären Balzflügen und lauten „Kie-witt!“-Rufen den Beginn des Frühjahrs an. Leider kann man dem markanten Ruf der Kiebitze immer seltener lauschen, denn seine Bestandsentwicklung ist besorgniserregenden: Allein zwischen 1980 und 2016 ist der Bestand in Deutschland um 93% zurückgegangen.
Der Kiebitz hat es aber auch nicht gerade leicht: Seine Brutgebiete verkleinern sich durch neue Bebauungen, die Bewirtschaftung der Felder hat sich stark verändert und verschlechtert die Lebensbedingungen für den Kiebitz erheblich. Auch Fressfeinde sind wesentlich zahlreicher als früher, die für die meisten Nestverluste verantwortlich sind. Zudem macht ihm der erhöhte Freizeitdruck stark zu schaffen.
Seine Nester legt der Kiebitz am Boden an und kehrt dafür immer wieder in dieselben Gebiete zurück. Bei Störungen, wie zum Beispiel durch Menschen oder Hunde im Nestumfeld, flüchten die Kiebitzeltern und lassen ihre Eier bzw. Jungen zurück. Diese kühlen sehr schnell aus oder werden zur leichten Beute für Fressfeinde, was wiederum auf lange Sicht zum Verschwinden der Art führt.
Zusammenarbeit für den Bruterfolg im „Netzwerk Kiebitz“
Seit 2016 arbeiten die Dachauer Landwirte, der Landschaftspflegeverband Dachau e.V. und Ehrenamtliche Helfer im Rahmen des Projektes „Netzwerk Kiebitz“ zusammen und versuchen dem Kiebitz unter die Flügel zu greifen.
Der Landschaftspflegeverband Dachau sucht gemeinsam mit sehr engagierten Ehrenamtlichen die balzenden und brütenden Kiebitze mit hohem Zeitaufwand und viel Engagement und informiert anschließend den jeweiligen Bauer über die genaue Position der Gelege auf seinem Feld. Dadurch können die Gelege bei der Bewirtschaftung der Felder umfahren und gerettet werden. Mit Erfolg!
2024 wurde kein Gelege durch landwirtschaftliche Bearbeitung verloren. Die größte Gefahr ging von Füchsen aus, die für die meisten Nestverluste verantwortlich waren. 2024 hat daher der Landschaftspflegeverband das erste Mal mit Elektrozäunen gearbeitet, um die Kiebitzeier zu schützen. Da die Schlupfrate innerhalb der Zäune bei unglaublich erfolgreichen 91 % lag, wird diese Methode auch dieses Jahr eingesetzt und sogar noch ausgebaut werden, um noch mehr Kiebitze zu schützen.
Der Landschaftspflegeverband stellt zudem in den Brutgebieten zahlreiche Schilder auf, die Besucher über das richtige Verhalten zum Schutz der Vögel informieren. Denn jeder Einzelne kann dazu beitragen die Kiebitze und weitere Bodenbrüter zu retten. Entscheidend hierbei ist das Verhalten jedes Einzelnen in der Natur. Deshalb bitten wir Sie darum, folgende einfache Verhaltensregeln zwischen dem 1. März und dem 31. Juli einzuhalten:
- Bleiben Sie auf den befestigten Wegen
- Verzichten Sie auf die Nutzung von Drachen, Drohnen oder sonstige Fluggeräte
- Folgen Sie den Hinweisen auf der Beschilderung in den Brutgebieten
- Leinen Sie ihren Hund an
Warum das so wichtig ist? Auch wenn ein Hund nicht aktiv hinter den Kiebitzen oder ihren Eiern her ist, wird er in der freien Landschaft von allen Tieren in der Natur als ein Raubtier wahrgenommen. Sobald er sich zu stark den Gelegen nähert, löst das bei den Bodenbrütern Fluchtreflexe aus, die zum Verlassen der Gelege und der Eier führt.
Mit Hilfe der Landwirtschaft, der ehrenamtlichen Helfern und durch das Befolgen einfacher Verhaltensregeln kann jeder Naturnutzer zum Erfolg des Projekts beitragen.
Damit ist dem Kiebitz und auch zahlreichen weiteren Arten während der Brut- und Setzzeit sehr geholfen. Die Küken können störungsfrei aufwachsen und so kann man auch in den nächsten Jahren den sympathischen Frühlingsboten bei uns im Landkreis beobachten.
Gerne informiert Sie der Landschaftspflegeverband Dachau (Telefon: 08131-279 53 11, Email: sebastian.boehm@lpv-dachau.de ) zu allen Fragen rund um das Thema Kiebitz und Kiebitz-Schutz.
Foto: Landschaftsverband Dachau e.V.