Interview mit der neuen Vorstandschaft des Vivaldi Orchesters
(KA) Frischer Wind im Vivaldi Orchester: Medieningenieur Adam Haranghy und die Berufsschullehrerin Anna Pobel, beide 30 Jahre alt, bilden den neuen Vorstand des Vivaldi Orchesters. Wir haben bei den beiden Vollblut-Musikern nachgefragt, wie die Zukunft des Vivaldi Orchesters nach der Umstrukturierung aussieht.
Das Vivaldi Orchester ist aus dem Kulturleben Karlsfelds nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr haben sich einige Neuerungen, wie der Abschied von der Leiterin und Gründerin Monika Fuchs-Warmhold und der Wechsel der Vorstandschaft, ergeben. Wie ist das Vivaldi Orchester jetzt aufgestellt?
Anna Pobel:
Aktuell besteht das Orchester aus rund 30 Spielerinnen und Spielern. Der Abschied von Monika Fuchs-Warmhold war natürlich für die gesamte Orchesterfamilie sehr emotional, eine Sache stand aber für alle Orchestermitglieder schnell fest: wir wollen weitermachen!
Adam Haranghy:
Monika war über 50 Jahre lang nicht nur Dirigentin, sondern auch Antreiberin und “Gehirn” des Orchesters. Neben der Musik war sie auch organisatorisch sehr stark in die Vorstandsarbeit eingebunden und entwickelte das Orchester mit ihren Ideen ständig weiter. Gleichzeitig zu Monikas Abschied wollten sich auch drei langjährige, engagierte Vorstandsmitglieder aus ihren Ämtern zurückziehen: Reinhold Werstler und Alex Bunk als erster und zweiter Vorsitzender sowie Janette Hill als Kassiererin. Somit war klar: mehrere Ämter müssen neu besetzt werden und es braucht Menschen, die sich für den Verein engagieren wollen. Der Umbruch war also plötzlich größer, als zunächst vermutet.
Sie beide fungieren nun als Doppelspitze in der Vorstandschaft. Seit wann bekleiden Sie das Amt, wie lange geht es und wie sind Sie dazu gekommen?
Anna Pobel:
Offiziell dürfen wir uns seit April für die nächsten vier Jahre als “Doppelspitze” bezeichnen. Die Vorstandsarbeit im Verein bringt aber zahlreiche verantwortungsvolle Aufgaben mit sich, die wir nur mit einem starken Team meistern können. Dieses haben wir glücklicherweise mit unseren beiden Vorstandskolleginnen Margit Saar als wiedergewählte Schriftführerin und Katrin Nozicka als neue Kassiererin gefunden.
Adam Haranghy:
Wie bereits erwähnt, befindet sich das Vivaldi Orchester in einer Phase der Umstrukturierung. Genau diese Phase wollten wir nutzen, um jungen, frischen Wind in die Vorstandschaft zu bringen. Ich arbeitete bereits seit einigen Jahren als Beirat in der Vorstandschaft mit, kümmerte mich um alles rund um Technik und Medien im Verein. So war ich mit der Vorstandsarbeit schon ziemlich vertraut. Mehrere Mitspieler sprachen Anna und mich an, dass sie sich uns in diesen Ämtern gut vorstellen könnten, und so beschlossen wir nach einer Probe bei einem guten Gespräch und Getränk, dass wir den Schritt wagen und uns noch stärker ehrenamtlich engagieren wollen.
Wie lange sind Sie schon Teil des Vivaldi Orchesters und was begeistert Sie an der Zusammenstellung?
Adam Haranghy:
Wir haben beide das Gitarre spielen von Monika gelernt und waren somit schon in jungen Jahren Mitglieder des Vivaldi Kinder- und Jugendorchesters, bis man schließlich irgendwann ins Erwachsenenorchester aufsteigt. Die großartige Zusammenstellung im Orchester hat zwei Seiten: Einmal die musikalische Seite. Das Zusammenspiel von Mandolinen, Mandolen, Gitarren und Kontrabass bietet wahnsinnig viele Klangmöglichkeiten. Das können mal ganz zarte, leise Töne sein, aber eben auch majestätische, laute Klänge, mit denen man seinem Publikum fast schon den Atem raubt.
Anna Pobel:
Und dann gibt es noch die menschliche Komponente: In unserem Orchester spielen Jung und Alt zusammen, fahren gemeinsam auf Probenwochenenden und Orchesterfahrten. Wir verstehen uns alle sehr gut und haben viel Spaß zusammen. Dieser Zusammenhalt ist ein ganz entscheidender Faktor für das funktionierende Miteinander in unserem Orchester. Und wir sind davon überzeugt: diese Stimmung hört man auch in der Musik, die wir machen!
Seit wann machen Sie Musik und wie kamen Sie zu der Auswahl Ihres Instrumentes?
Anna Pobel:
Mir wurde das Musikmachen eigentlich schon in die Wiege gelegt. Meine Eltern lernten sich im Vivaldi Orchester kennen und ich bin sozusagen ein originales Orchester-Kind. Mit sechs Jahren wollte ich dann - mit dem Ziel, später auch einmal im Orchester spielen zu dürfen - Gitarre lernen. Und das hat, wie man heute sieht, ganz gut geklappt.
Adam Haranghy:
Ich zog im Alter von acht Jahren mit meiner Familie aus dem Rheinland nach Karlsfeld. Zu Beginn des neuen Schuljahres gab es an der Grundschule einen Abend, an dem die Karlsfelder Musikschulen und -lehrkräfte ihre Instrumente präsentierten. Monika Fuchs-Warmhold als Person und die Gitarre als Instrument haben mich in Kombination am meisten begeistert. Es folgten zehn Jahre Unterricht und die Begeisterung für die Gitarre ist bis heute ungebrochen.
Frage: Wie sehen Ihre persönlichen Zukunftspläne aus? Betrachten Sie die Musik als Hobby oder möchten Sie auch hauptberuflich in dem Bereich tätig sein?
Adam Haranghy:
Beruflich bin ich in einem anderen Bereich verwurzelt, sodass die Musik in erster Linie mein kreativer Ausgleich ist. Neben dem Vivaldi Orchester spiele ich auch in einer Coverband sowie in einer Rockband, mit der wir eigene Musik schreiben, veröffentlichen und Konzerte spielen. Ich habe also durchaus einen semiprofessionellen Anspruch, muss und will meinen Lebensunterhalt aber nicht mit der Musik verdienen.
Anna Pobel:
Für mich bleibt die Musik mein Hobby. Ich freue mich, montags nach der Arbeit einfach abschalten zu können, indem ich in die Orchesterprobe gehe. Die Gespräche mit Mitspielern, das gemeinsame Musizieren und ein Getränk nach der Probe wirken besser als jede Medizin.
Monika Fuchs-Warmhold war und ist sicher ein Vorbild für Sie. Hatte sie Einfluss auf Ihre musikalische Karriere?
Anna Pobel:
Monika hat die Gabe, aus jedem sein Bestmögliches „herauszukitzeln“. Sie hat mich in meiner Jugend zweimal auf dem Weg zur Landes- bzw. Bundespreisträgerin des Musikwettbewerbs “Jugend musiziert” im Ensemblespiel begleitet. Und auch das Musik-Abitur gelang aufgrund ihrer Unterstützung erfolgreich. Ich glaube, hier spreche ich für einige Orchestermitglieder, die in den letzten Jahren Abitur gemacht haben.
Das Vivaldi-Orchester kann sich glücklich schätzen, so viele talentierte Musiker und Preisträger in ihren Reihen zu haben. Werden diese Musiker selbst bei Ihnen ausgebildet oder wie akquirieren Sie diese?
Adam Haranghy:
Der Großteil unserer Musiker wurde von Monika Fuchs-Warmhold selbst ausgebildet. Da stecken natürlich viel Arbeit und Herzblut drin. Monika hat ihr Musikstudio vor einiger Zeit mit der Musikschule Karlsfeld fusioniert, sodass die Instrumentalausbildung an der Mandoline, Mandola und Gitarre dort weitergeführt wird. Kinder und Jugendliche, die an der Musikschule ein Zupfinstrument lernen, sind herzlich eingeladen, das Orchesterspiel bei uns auszuprobieren. Hin und wieder melden sich auch erwachsene Menschen bei uns, die neu nach Karlsfeld oder München gezogen sind, bereits ein Zupfinstrument spielen und nach einem Orchester suchen. Darüber freuen wir uns immer ganz besonders und nehmen neue Mitspieler sehr gerne auf!
Nadezhda Pantina leitet seit dem Herbst 2022 das Jugendorchester. Im September soll es nun auch bei den Erwachsenen eine neue musikalische Leitung als Nachfolge von Monika Fuchs-Warmhold geben. Steht die Nachfolge schon fest?
Anna Pobel:
Aktuell befinden wir uns sozusagen im Auswahlverfahren. Bereits im Sommer haben einige Testproben stattgefunden, im Herbst geht es dann weiter. Wer uns kennt, der weiß: Es ist eben nicht nur die Musik, die uns ausmacht. Wir möchten eine/n Dirigent/in, der/die auch menschlich zu uns passt. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, denn nur so bleiben wir das Vivaldi Orchester, das man kennt.
Auf welche Konzerte dürfen sich die Musikbegeisterten in diesem Jahr noch freuen und was ist für das nächste Jahr geplant?
Adam Haranghy:
In diesem Jahr werden wir voraussichtlich kein Konzert mehr spielen, da wir uns im Herbst wie gesagt komplett auf die Nachfolgesuche konzentrieren und uns mit einer neuen musikalischen Leitung erst einmal “eingrooven” müssen. Für den Frühsommer 2024 ist aber selbstverständlich wieder ein Konzert im Bürgerhaus geplant. Wir freuen uns schon sehr darauf, uns dem Karlsfelder Publikum in gewohnter musikalischer Manier, aber auch ein Stück weit im “neuen Gewand” und unter neuer Leitung präsentieren zu dürfen.
Foto: Vivaldi Orchester Karlsfeld