Pfadfinderstamm AnJo II Karlsfeld: „Starker Zusammenhalt und Freundschaften fürs Leben“

Pfadfinderstamm AnJo II Karlsfeld: „Starker Zusammenhalt und Freundschaften fürs Leben“Pfadfinderstamm AnJo II Karlsfeld

V.l.: Christopher Haberstumpf und Verena Grabietz. leiten den Karlsfelder Pfadfinder-Stamm.

Interview mit Vorstandsmitglied Verena Grabietz

 

(KA) Im November letzten Jahres hat Verena Grabietz ihre zweite Amtszeit angetreten. Gemeinsam mit Christopher Haberstumpf (zweite Amtszeit) hat sie den Stammesvorsitz der Pfadfinder Stamm Anjo II Karlsfeld inne. Davor leitete Grabietz gemeinsam mit Gianfranco Zampino die Karlsfelder Pfadfinder. Die 24-jährige Sozialpädagogin arbeitet hauptberuflich in einer intensivtherapeutischen Wohngruppe, die Leidenschaft als Pfadfinderin wurde ihr schon in die Wiege gelegt, denn ihr Vater war bereits viele Jahre aktives Mitglied. In dem Interview erzählt uns Verena Grabietz, warum sie sich ein Leben ohne die Pfadfinder nicht vorstellen könnte.

 

Wie sind Sie zu dem Pfadfinderstamm gekommen?

Ich bin ziemlich früh zu den Pfadfindern gekommen, da mein Papa selbst Pfadfinder war. Als ich 13 Jahre alt war, sind wir nach Röhrmoos gezogen. Früher waren alle Stämme zu weit entfernt. Der Karlsfelder Stamm war jedoch von Röhrmoos aus gut zu erreichen. Bei dem ersten Sommerlager, das immer der Höhepunkt für alle Pfadfinder ist, hat es mich dann endgültig „gecatcht“. Seitdem ich 17 Jahre alt bin, leite ich mit, und mit 18 Jahren habe ich mein Versprechen abgegeben. Obwohl es viel Arbeit ist, mache ich es sehr gerne.

 

Seit wann gibt es den Verein in Karlsfeld, wie kam es zu dem Namen AnJo II und wo sitzt der Stamm?

Beabsichtigt war, für die beiden Pfarrgemeinden St. Anna (Karlsfeld Ost) und St. Josef (Karlsfeld West) nur einen Stamm aufzubauen. Dies ist bereits aus dem Namen ersichtlich, denn AnJo besteht aus den beiden Erstsilben der Namen Anna und Josef. Die beiden Kirchengemeinden bestanden jedoch auf Eigenständigkeit, und so wurde im Herbst 1971 der Stamm AnJo in AnJo I (St. Josef) und AnJo II (St. Anna) aufgeteilt. Gründer von AnJo war Kurt Kugler nach dreijährigem USA-Aufenthalt mit Inspiration zur Pfadfinderschaft durch die amerikanischen Pfadfinder (Boy-Scouts). AnJo I wurde von Ernst Ziselsberger – und als Vertreter Frank Auer – geleitet, den Aufbau und die Stammesleitung von AnJo II übernahm im Herbst 1971 Hermann Feix. Seit einiger Zeit sind wir auf dem Grundstück gegenüber vom Siedlerfest, im Winter im Pfarrheim St. Anna. Mit dem Gründer, der mittlerweile über 80 Jahre alt ist, sind wir noch immer in Kontakt.      

 

Gibt es eine Altersgrenze bei den Pfadfindern?

Der Einstieg ist ab circa sieben Jahren, nach oben hin gibt es keine Altersgrenze, jedoch sind die Ältesten bei uns Ende 20. Das hat den Grund, dass die Leiter altersmäßig näher an den Kindern dran sind. Es gibt aber durchaus auch andere Stämme, bei denen noch 60-Jährige mit dabei sind.

 

Wie viele Mitglieder haben Sie derzeit?

Derzeit sind es rund 75 Mitglieder, aufgeteilt in verschiedene Gruppen je nach Alter.

 

Was sind die Aufnahmekriterien?

Bei uns ist grundsätzlich jeder willkommen. Egal welcher Religion, Nationalität etc. Ein neues Mitglied verspricht die Punkte, die zu seinem Alter passen, d.h. die Jüngsten, die Wölflinge, versprechen beispielsweise nett mit der Natur und immer höflich zu sein. Unser Credo lautet: Keine Toleranz der Intoleranz. Bei Mobbing erfolgt der Ausschluss. Wichtig ist, dass alle fit genug sind, das was in dem Stamm möglich ist, umzusetzen. Daher wäre es nur bei stark psychischen und geistig behinderten Menschen schwierig. Wir sind alle Freiwillige und Laien, deshalb sind unsere Möglichkeiten nur begrenzt. Aber wir versuchen das Bestmögliche und freuen uns über jeden Neuzugang.

 

Wie funktioniert der Neueinstieg?

Erstmal können die Neuinteressenten bei den Gruppenstunden in das Pfadfinderleben hineinschnuppern. Der große Einstieg ist dann die Mitfahrt in das Lager, in dem man auch sein Versprechen abgibt.

 

Was sagen die Uniformen der Pfadfinder aus?

Die Kluften sind beige und es gibt verschiedene Halstücher für die verschiedenen Stufen und Altersgruppen. Jeder Aufnäher, jedes Symbol hat seine Bedeutung. Das Symbol der deutschen Pfadfinderschaft, die DPSG-Lillie, trägt jeder. Anhand der Kluft lässt sich feststellen, wer welchem Stamm angehört und bei welchen Lagern und Aktionen das Mitglied mitgewirkt hat. Bei meiner Kluft ist auch schon der ganze Rücken voll mit Aufnähern. Die Kluft mit den Grundaufnähern kauft sich jeder selbst, auch die Aufnäher müssen selbst angebracht werden.

 

Gibt es auch Vorurteile gegenüber den Pfadfindern?

Ja, da gibt es sehr viele Vorurteile. Wir verkaufen keine Kekse oder umarmen Bäume. Wegen unserer Kluft werden wir auch oft in die rechtsradikale Schublade gesteckt. Das sind wir auf keinen Fall. Wir sind eine inklusive Gesellschaft, in der jeder so akzeptiert wird, wie er ist. Viele sind wie ich beruflich im sozialen Bereich tätig, aber unserem Pfadfinder-Stamm gehören auch Leute aus der IT-Branche oder Schreiner an. Wir kommen alle aus unterschiedlichen Bereichen.

 

Was wird den Pfadfindern geboten?

Geboten werden die Zeltlager, Gruppenstunden mit aktuell fünf Gruppen (3 x Wölflinge, 1 x Jupfis und 1 x Pfadis). Einmal die Woche treffen wir uns für eineinhalb Stunden. Es werden Spiele gespielt, an Projekten gearbeitet und die Pfadfinderkunde wie die Knotenlehre und Geschichte altersgerecht übermittelt. Wir veranstalten einmal im Jahr einen „Tag der offenen Tür“ mit Spielen und Ständen, hier kann jeder Interessent gerne bei uns reinschnuppern. Bei der „Aktion Sauberes Karlsfeld“ sind wir auch immer mit dabei. Mit unserer „Christbaumaktion“ können wir Spenden sammeln, die wir an die Jugendarbeit, Kindergärten, die Seenotrettung und an einen Kindergarten in Tansania weitergeben. Unseren „Nikolausdienst“ finde ich besonders lustig – Nikolaus, Engel und Krampus, wir stellen alles.

 

Was war Ihr Highlight oder ein unvergessenes Erlebnis in all den Jahren?

Die Highlights sind immer unsere Pfingst- und Sommerlager. Besonders das Bezirkslager in den Niederlanden im Jahre 2015 ist mir in Erinnerung geblieben. Damals war ich ein „Rover“ und 16 Jahre alt. Dort habe ich den Zusammenhalt der Pfadfinder extrem gespürt, konnte mich so schön vernetzen und Freundschaften fürs Leben schließen. Meine beste Freundin habe ich übrigens auch dort kennengelernt.

 

Könnten Sie sich ein Leben ohne die Pfadfinder vorstellen?

Nein, das könnte ich nicht. Ich war schon mehrmals als freiwillige Mitarbeiterin über einige Monate hinweg in Weltpfadfinderzentren tätig. Das ist für mich ein wichtiger Teil meines Ehrenamtes. Die Zentren und unser Stamm sind für mich ein zweites Zuhause.

 

Im Sommer 2021 konnten Sie endlich Ihr 50-jähriges Jubiläum nachfeiern. Wie sah dieses aus?

Wir haben auf unserem Grundstück am See, gegenüber des Siedlerfestes, ein tolles Fest veranstaltet. es wurden Jurten aufgebaut und eine Band hat gespielt – ganz nach alter Pfadfinder-Manier. Es waren viele ehemalige Pfadfinder sowie der Bürgermeister anwesend – eine durchwegs tolle Veranstaltung.

 

Der Karlsfelder Pfadfinder-Stamm scheint Corona gut überstanden zu haben?

Während Corona war ich in meiner Anfangszeit als Vorstand. Es war ziemlich frustrierend, dass so viel Veranstaltungen ausfallen mussten, jedoch haben wir alles realisiert, was ging. 2021 konnte unser Sommerlager wieder stattfinden. In den Zeiten, in denen alles brachlag, auch in den Sportvereinen, haben wir ein tolles Feedback und ein großes Lob erhalten. Wir haben versucht, mit den Kindern die Gemeinschaft durch verschiedene Aktionen wie Online-Treffen etc. aufrechtzuerhalten. Das war sehr wichtig.

 

Was ist für die nächsten Monate geplant?

Wir beteiligen uns, wie jedes Jahr, an der Aktion „Sauberes Karlsfeld“, im April ist mit den Jungpfadfindern einen Ausflug in den Märchenpark geplant, Ende Juni sind wir beim Siedlerfest-Umzug mit dabei, zu Pfingsten fahren wir ein paar Tage in ein Pfingstlager in Bayern, im Sommer geht es in unser Lager nach Österreich, wo 350 bis 400 Leute erwartet werden. Im September ist unser Stammestag.

 

An wen können sich Interessierte wenden?

Am besten wenden sich Interessierte per E-Mail an kontakt@dpsg-karlsfeld.de, auf der Homepage www.dpsg-karlsfeld.de erhalten die jungen Leute und ihre Eltern weitere Informationen. Ich bitte zu beachten, dass gerade nach Corona der Andrang sehr groß ist. Bei den „Wölflingen“ (7 bis 12 Jahre) sind wir voll und es gibt eine lange Warteliste. Für die Älteren und Leiter haben wir noch Kapazität. Unsere Erfahrung zeigt uns jedoch, dass die Jüngeren öfters wieder aussteigen. Sobald die Mitglieder zum Jungpfadfinder werden, wird es immer wichtiger und sie bleiben viele Jahre. Der gesamte Stamm und ich freuen uns über jeden Neuzugang.

 

 

Foto: Pfadfinderstamm AnJo II Karlsfeld