KOSMOS Kulturfestival: Die Welt zu Gast in Karlsfeld

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Der Cowboyclub Colorado Boys begeisterte mit mexikanischen Tänzen.

Von der Kunstausstellung „Farbklänge“ zu Beginn bis zum Sirtaki als Abschluss - Das Kulturfestival KOSMOS bot ein vielfältiges Programm

 

(KA) Bunte Trachten aus verschiedenen Ländern wie Griechenland, Italien, Kroatien, Mexiko oder Bayern, verschiedene Showeinlagen, tiefgründige Gespräche, eine ausgelassene Stimmung und kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt: Das erste Karlsfelder Kulturfestival KOSMOS zog an dem Sommerwochenende vom 19-21. Juli trotz des Regens am Sonntag zahlreiche Besucher an. Karlsfeld bewies mit dieser Veranstaltung ihre kulturelle, ethische und religiöse Vielfalt und setzte ein Zeichen für ein friedliches Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

 

„Karlsfeld hatte noch nie so ein schönes Fest, es ist schade für jeden, der nicht da war“, lobten Gertraud Himmler von der Volkstanzgruppe D’Knödldrahra und viele andere das Festival, das vom Runden Tisch Kunst & Kultur konzipiert wurde, der seit dem Jahre 2017 unter der Federführung der Gemeinde besteht, um Kulturschaffende zu vernetzen, zu unterstützen und gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren.

 

Auftakt in der GalerieKunstwerkstatt

Der Startschuss zu dem neuen großen Kulturprojekt KOSMOS fiel am Abend des 19. Juli mit der Vernissage der Ausstellung „Farbklänge“ des Kunstkreises Karlsfeld e.V. in der GalerieKunstwerkstatt. 2. Bürgermeister Stefan Handl begrüßte die zahlreich erschienenen Kunstinteressierten, darunter Karlsfelder Gemeinderäte und der ehemalige Landrat Hansjörg Christmann, zu „Kultur aus Karlsfeld in Karlsfeld“, so wie Stefan Handl betonte.

 

Der neue Vorstand des Kunstkreises, Klaus-Peter Kühne und Dr. Carin Szostecki, eröffneten schließlich die Ausstellung „Farbklänge“, die die Gemeinsamkeiten von Farbe und Musik veranschaulichen. Die Original Effner-Band sorgte für die musikalische Unterhaltung. Weitere Höhepunkte erwarteten die Besucher das ganze Wochenende über in der GalerieKunstwerkstatt.

 

Buntes Programm in der Neuen Mitte: Von Musik bis zur Talkrunde

Am Samstag eröffnete 1. Bürgermeister Stefan Kolbe gemeinsam mit dem 2. Bürgermeister Stefan Handl sowie Gemeinderätin und Kulturreferentin Ingrid Brünich bei schönstem Wetter offiziell das neue Kulturfestival in der Neuen Mitte. „Mit dem neuen Kulturfestival 2019 ist Karlsfeld nun um eine kulturelle Attraktion reicher“, so Stefan Kolbe.

 

Die „Pichlstoana Blasmusik“ begann mittags mit traditionellen bayerischen Klängen. Die „Musikschule“ spielte Klassiker wie den „Schwanensee“ von Tschaikowski, das „Flötenensemble der Korneliuskirche“ verzauberte das Publikum mit der Jugoslawischen Tanzsuite von Eberhard Werdin und Stücken von Händel und Verdi. Der „Verein der Griechen aus Pontos Dachau und Umgebung“ präsentierte Tänze in traditioneller Tracht und bot Lieder wie „Ich habe mein Vaterland verloren“ zum Gedenken an die Opfer des Genozids. Lieder über Liebe und Trauer sind die Hauptthemen der Pontos-Griechen.

 

Die „Jumpagnes vom TSV Eintracht Karlsfeld“ heizten bei den sowieso schon heißen Temperaturen kräftig mit ihrem Programm „Police Academy“ ein, ebenso stimmungsvoll der Auftritt der „Teenie Jumpers“ (TSV) und der Kids des „1. Karlsfelder Jugendtanzsportclubs“. Der „Cowboy Club Colorado Boys“, deren Ranch in Karlsfeld liegt, wirbelte Kleider und Hüte durch die Lüfte und begeisterte mit mehreren mexikanischen Tänzen. Der „Chorange Chor“, wie immer in schickem Orange gekleidet, bot internationale Songs dar und animierte das Publikum zum Mitsingen. Die Blaskapelle, die dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feierte, gab bei lauen Sommertemperaturen und einem voll besetzten Platz ihr Jubiläumskonzert unter dem Motto „Rund um die Welt“. Dazu tanzte die Karlsfelder Volkstanzgruppe D’Knödldrahra, die aus dem Karlsfelder Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist.

 

Der Sonntag war nicht weniger spektakulär, jedoch verregneter. Aufgrund des starken Regens am Morgen, musste der „Kinderchor der Verbandsgrundschule“ seinen Auftritt absagen. Etwas mehr Glück mit dem Wetter hatte die „Bigband“, die mit Jazz und Swing zum Weißwurstfrühstück einlud. Mittags folgte der jüdische Verein „Jadbjad“ mit seinen Erzählungen jüdischer Geschichten, bis dann die „Knödldrahra“ erneut einen Volkstanz aufführten. Die „Original Effner-Band“ präsentierte internationale Stücke, musste jedoch wegen erneuten Regenschauern frühzeitig abbrechen. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer der kroatischen Gruppe „Mladost“ faszinierten mit ihren schnellen Tanzschritten und den Trachten, die vor jedem Auftritt extra gefaltet werden müssen und einen enormen Aufwand beim Anziehen mit sich bringen. Die „Jumpers“ von Adrianas Fit Club ließen den Boden der Neuen Mitte beben. Hier traten nach dem Auftritt Interessierte jeden Alters an die Trainerin heran, um bei den „springenden Schuhen“ mitzumachen.

 

„Die Lesung der Gedichte des Weltfriedenspfades“ und das „Interreligiöse Gespräch“ regten zum Nachdenken an

„Die Lesung der Gedichte des Weltfriedenspfades“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Helferkreises Karlsfeld zusammen mit der LMU in München und der Flüchtlinge. Die Idee dazu hatte Petra Rauschert aus Karlsfeld. Sie ist Dozentin am Lehrstuhl für Englischdidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität. Studenten und Flüchtlinge trugen Gedichte mit Friedensbotschaften auf Deutsch, Englisch und in der Muttersprache der Verfasser auf der Bühne vor und regten zum Nachdenken an. „Hier haben die Teilnehmer die Möglichkeit, nicht nur Fremdsprachen zu lernen, sondern sich auch gesellschaftlich zu engagieren“, so Rauschert.

 

Das „Interreligiöse Gespräch“ mit Vertretern mehrerer Religionen, moderiert von 2. Bürgermeister Stefan Handl, zog zahlreiche Besucher auf den Platz, die den zum Teil philosophischen Ansätzen der Geistlichen folgten. Roman Breitwieser von der Korneliuskirche, Diakon Josef Enthofer von St. Anna, Iman Ahmad Schekeb Popal, Rabbi Baruch ben Mordechai und Chrissi Tsigas als orthodoxe Vertreterin diskutierten das wichtige Thema „Die Freiheit des Andersdenkenden in den verschiedenen Religionen“.

 

Schon Aristoteles sagte: „Menschen, die Angst haben, können keine Entscheidungen treffen“. Rabbi Baruch ben Mordechai beschrieb die Angst der Juden, die nach wie vor existiert. Man müsse sich nur die Schulen beispielsweise in Berlin ansehen, die Bunkern gleichen. Physische Gewalt beginne bereits bei der verbalen Gewalt. Iman Ahmad Schekeb Popal macht es Sorge, dass statistisch jeder zweite deutsche Bürger Angst vor dem Islam hat. Menschen vom Gegenteil zu überzeugen, ist seine große Herausforderung. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Roman Breitwieser hat ebenfalls die Erfahrung mit der Angst vor dem Fremden gemacht. Chrissi Tsigas ist der Meinung, dass Gewalt Gegengewalt erzeuge. Ziel sei es nur, Frieden zu stiften. Jeder hat das Bedürfnis frei zu sein, denn jeder ist ein Andersdenkender. Der einzige Weg ist das Miteinander. Josef Enthofer empfiehlt bereits den Dialog innerhalb der eigenen Konfession. Die eineinhalb Stunden Diskussion gingen so schnell vorüber, dass Stefan Handl versprach, die Diskussion an einer anderen Stelle fortzusetzen. Fazit: die Botschaft aller Religionen ist die gleiche: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“. „Wir sind uns einig, wir haben gewonnen“, wie Iman Ahmad Schekeb Popal so schön sagt.

 

Im Kinderzelt malen und Märchen lauschen

Am Samstag und Sonntag hatten die Kinder im Kinderzelt ihren Spaß. Das Kinderhaus St. Josef gestaltete mit den Kleinen „Kreisbilder mit einer Drehscheibe“. An der großen Leinwand konnten sich die Kinder zu dem Thema „Karlsfeld ist bunt“ austoben. Wolfgang Meyer und Lisa Zimprich (Kindergarten Flohzirkus) tauchten mit den Kindern in die Welt der Märchen ein.

 

Standbetreiber

Besucher des Kulturfestivals hatten eine große Auswahl an internationalen, kulinarischen Köstlichkeiten – von Griechenland, Italien, Kroatien, USA, Bayern, China oder Indien.

 

Italien auf dem Marktplatz

Gäste aus Karlsfelds Partnerstadt Muro Lucano kochten und tanzten das ganze Wochenende auf dem Marktplatz. Ein aus Muro Lucano angereister Spitzenkoch verwöhnte mit italienischen Vorspeisen, Pasta und Wein die Besucher. Bei Sonnenschein und italienischen Tänzen fühlte man sich fast wie auf einer italienischen Piazza. Am Samstag gab der Cowboys Club Colorado Boys noch eine Squaredance-Vorstellung auf dem Platz – eine rundum gelungene Veranstaltung.

 

Heimatmuseum

Am Sonntag hatte das Heimatmuseum seine Pforten geöffnet und präsentierte die noch laufende Sonderausstellung „Runde Erfolgsgeschichten – Gemeinde und Vereine feiern“.

 

In 80 Minuten um die Welt mit dem Karlsfelder Sinfonieorchester

Rund 230 Zuschauer zog es nach dem langen Kulturwochenende zur Abschlussveranstaltung ins Bürgerhaus. Durch den Abend führte BR-Moderator Michael Atzinger. Unter der Leitung von Bernhard Koch glänzte das hochkarätige Orchester mit Werken wie „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, dem „Egyptischen Marsch“ von Johann Baptist Strauss (Sohn), bei dem sogar die Geigerinnen mitsangen, oder „An American in Paris (Suite)“ von George Gershwin.

 

Danach galt „Bühne frei“ für den Makadonisch-Thrakischen Verein von Dachau und Umgebung e.V. „Megas Alexandros“. Fünf Tänze aus verschiedenen Regionen Griechenlands ließen das begeisterte Publikum auf ihren Stühlen mitwippen. Nach der Pause entführte das Orchester „auf einen persischen Markt“, ein Stück von Albert William Ketèlbey, spielte „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ von Ángel Gregorio Villoldo und zuletzt das große Werk „The Phantom of the Opera“ von Andrew Lloyd Webber. Und dass Klassik und Volkstanz zusammenpassen, bewiesen das Karlsfelder Sinfonieorchester und die griechische Tanzgruppe mit einem Sirtaki, bei dem es die Besucher nicht mehr auf den Stühlen hielt, so dass das ganze nochmal wiederholt wurde. Fast so, als könnte das Kulturfest genauso weitergehen.

 

Vielen Dank an alle Helfer!

Für das Zustandekommen eines solchen Festivals sind mehrere Hände notwendig, so dass sich die Gemeinde herzlich bei allen Mitwirkenden, den Künstlern, den Standbetreibern, den Helferinnen und Helfern, dem Bauhof für seine tatkräftige Unterstützung und kreativen Ideen sowie bei Michael Gold von der EUG für seine Unterstützung und allen Beteiligten danken möchte. Bis zum nächsten Kulturfestival in zwei Jahren.

 

Fotos: KA

 

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