Gebietsreform – 50 Jahre Landkreis Dachau

Gebietsreform – 50 Jahre Landkreis Dachau

Karlsfelds 1. Bürgermeister Stefan Kolbe (r. außen) und 2. Bürgermeister Stefan Handl (l. außen) feierten mit den ehemaligen Gemeinderäten Helmut Fink und Karl Blaschke.

Vor genau 50 Jahren bekam der Landkreis Dachau seine heutige Form. Im Rahmen der bayrischen Gebietsreform. Vor der Reform maß der Landkreis 439,19 km2, danach waren es 579,2 km2 – Im Vergleich zu anderen Landkreisen zählte der Landkreis Dachau gemeinhin als „Gewinner“. 17 Gemeinden aus den Landkreisen Aichach, Friedberg und Fürstenfeldbruck wurden dem Landkreis Dachau zusätzlich zugeordnet. Einzig die Gemeinde Fahrenzhausen musste an den Nachbarlandkreis Freising abgegeben werden.

 

Anlässlich des runden Geburtstags lud der Landkreis Dachau am Samstag, den 2. Juli 2022 zu einem Weißwurstessen im Innenhof des Landratsamtes ein. Bei geselliger Volksmusik trafen sich gut 70 geladene Gäste. Unter ihnen Bürgermeister der Gemeinden, aber auch Zeitzeugen, die die Gebietsreform seinerzeit mitgestaltet haben.

 

So nutzte der Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler die Gelegenheit, vier Zeitzeugen auf der Bühne die ein oder andere Anekdote von vor 50 Jahren preiszugeben. Denn damals hatten mehr als zwei Drittel der Gemeinden in Bayern weniger als 1000 Einwohner, über ein Viertel der Gemeinden sogar höchstens 300 Bewohner. Ziel war es folglich Zusammenschlüsse zu bilden, um wirtschaftlich und kommunal Aufgabe zu bündeln. So wurde festgelegt, das eine optimale Landkreisgröße bei 80.000 Einwohnern liegt, Eigenständige Gemeinden mindestens 5.000 und Verwaltungsgemeinschaften 1.000 Einwohner haben sollten. Zu dieser theoretisch optimalen Planung kam in der Feinplanung aber nun der Mensch, und damit die ein oder andere Auseinandersetzung zwischen Gemeinden hinzu.

 

So berichtete Heinz Eichinger, ehem. Gemeinderat und Bürgermeister aus Vierkirchen, dass sich Gemeindeteile durchaus jeweils anderen Gemeinden angeschlossen haben, und bei den Verhandlungen zwischen den Gemeinden auch deutliche Forderungen gestellt wurden. In einem Fall zum Beispiel eine elektrische Kirchturmuhr – die sie dann auch bekamen.

Auch Josef Mederer, früherer Bürgermeister von Schwabhausen, jetzt Bezirkstagspräsident, berichtet von seinen Erfahrungen. Als Bürger von Altomünster war er besonders betroffen, denn es ging nicht nur um die Entscheidung Dachau oder Aichach, sondern auch um den Bezirk Schwaben oder Oberbayern. So berichtet er mit einem Augenzwinkern von politischen Debatten in nahezu jedem Verein und Biertisch im Raum Altomünster. Diskutiert wurde die Infrastruktur, die Schulen und die verkehrliche Anbindung in die Kreisstadt Dachau bzw. nach Aichach. Schlussendlich kam es dann aber zu einem eindeutigen Wahlergebnis für den Oberbayerischen Bezirk und den Landkreis Dachau.

 

Nicht überall verliefen die Zusammenschlüsse reibungslos, wie am Beispiel der Gemeinde Hilgertshausen-Tandern zu sehen ist. Die Verhandlungen, die zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden Hilgertshausen und Tandern führten, dauerten von 1974 bis 1980. Johann Zigldrum, früherer Bürgermeister und Kreisrat aus Hebertshausen und Martin Winter, früherer Gemeinderat aus Erdweg (Großberghofen) waren sich aber trotzdem einig, dass die Gebietsreform rückblickend die richtige – mit Hinblick auf die Infrastruktur – auch wichtige Entscheidung war. Dabei hatten beide besonders den ländliche Raum im nördlichen Landkreis im Blick.

 

Der Landkreis Dachau ist seit seiner jetzigen Form in den letzten 50 Jahren stetig gewachsen. Hatte er vor der Reform im Jahr 1970 88.699 Einwohner, waren es mit dem Zuwachs an Gemeinden 1972 bereits 94.888 Einwohner. Heute wohnen 155.117 Bürger im Dachauer Land.

 

 

Foto: Landratsamt Dachau, Sina Török