Der Haushalt der Gemeinde Karlsfeld für das Jahr 2025 steht – mit einem Gesamtvolumen von 73,3 Millionen Euro. Trotz einer geplanten Kreditaufnahme von 5,8 Millionen Euro, die im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert wurde, verfolgt die Gemeinde eine umsichtige Finanzstrategie. Der Schuldenstand kann dank hoher Tilgungen weiter gesenkt werden, während gleichzeitig bedeutende Zukunftsprojekte, wie die Sanierung der Mittelschule und der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, fest eingeplant sind.
Doch es gibt auch Herausforderungen: Sinkende Gewerbesteuereinnahmen, steigende Kreisumlagen und potenzielle Auswirkungen des neuen Steuerfortentwicklungsgesetzes auf die Einkommensteuerbeteiligung setzen den Haushalt unter Druck.
Wie die Gemeinde Karlsfeld mit diesen Entwicklungen umgeht, welche Prioritäten gesetzt wurden und welche Investitionen für die kommenden Jahre geplant sind, erfahren Sie im folgenden Interview mit dem Ersten Bürgermeister Stefan Kolbe und Alfred Giesinger, Kämmerer der Gemeinde Karlsfeld.
1. Haushaltsvolumen: Der Haushalt für 2025 beträgt 73,3 Millionen Euro, ähnlich wie im Vorjahr. Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um dieses Niveau zu halten?
Stefan Kolbe: Der Haushalt setzt sich im Verwaltungshaushalt aus den geplanten laufenden Einnahmen und Ausgaben zusammen, die von den einzelnen Sachgebieten veranschlagt wurden. Hier wurde ein Sparkurs gefahren, sodass nur dringend notwendige Maßnahmen im Haushalt eingestellt worden sind. Im Vermögenshaushalt sind die Investitionen dargestellt, die im jeweiligen Jahr auch umgesetzt werden sollen.
Je nachdem, welche Investitionen umgesetzt werden sollen, können Höhe und Anzahl der geplanten Baumaßnahmen beziehungsweise Investitionen im Vermögenshaushalt deshalb in den einzelnen Jahren stark variieren.
2. Kreditaufnahme: Herr Kolbe, es ist eine Kreditaufnahme von 5,8 Millionen Euro geplant, im Vergleich zu 9,1 Millionen Euro im Vorjahr. Welche Faktoren haben zu dieser Reduzierung beigetragen?
Stefan Kolbe: Im Vorjahr 2024 waren höhere Investitionen geplant als im Jahr 2025, demzufolge reduziert sich auch die Kreditaufnahme in diesem Jahr entsprechend.
3. Schuldenstand: Der Schuldenstand sinkt von 20,5 auf knapp über 19 Millionen Euro. Welche Strategien wurden implementiert, um diese Reduzierung zu erreichen?
Stefan Kolbe: Diese Reduzierung konnte durch hohe Tilgungsleistungen in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro im Jahr 2024 erreicht werden. Im Jahr 2024 konnte darüber hinaus aufgrund der positiven Entwicklung bei den Einnahmen auf eine weitere Kreditaufnahme verzichtet werden, die eigentlich veranschlagt war.
4. Zukünftige Investitionen: Welche großen Investitionen sind für die kommenden Jahre geplant, und wie sollen diese finanziert werden?
Stefan Kolbe: Große Investitionen in den nächsten Jahren, die bereits in Haushalt in der Finanzplanung enthalten sind, sind die Sanierung der Mittelschule Karlsfeld für rund 14,5 Mio. Euro sowie der Neubau des Feuerwehrgerätehaus westlich der Bahn für rund 2,5 Mio. Euro. Diese beiden Projekte sind im Haushalt und in der Finanzplanung für das nächste Jahr bereits eingestellt. Zur Frage der Finanzierung: Die kommenden Projekte werden uns vor große Herausforderungen stellen, die wir nur durch eine Kombination aus sparsamer Haushaltsführung sowie Förderungen durch Bund und Land und weiteren Kreditaufnahmen bewältigen können.
5. Finanzielle Lage: Herr Giesinger, wie beurteilen Sie die aktuelle finanzielle Situation der Gemeinde Karlsfeld im Vergleich zu den Vorjahren?
Alfred Giesinger: In den Vorjahren konnte regelmäßig im laufenden Betrieb ein Überschuss erwirtschaftet werden, der die geforderte Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt (= Zins und Tilgung) deutlich überschritten hat. In diesem Jahr werden wir die Mindestzuführung laut Plan nur leicht überschreiten, auch in den kommenden Jahren wird es immer schwieriger, die Mindestzuführung zu erreichen.
6. Einnahmequellen: Welche Haupteinnahmequellen stehen der Gemeinde zur Verfügung, und wie haben sich diese im letzten Jahr entwickelt?
Alfred Giesinger: Die Gemeinde Karlsfeld verfügt über vier Haupteinnahmequellen. Die Haupteinnahmequelle mit den höchsten Beträgen ist die Beteiligung an der Einkommensteuer, die im letzten Jahr 2024 bei rund 23,1 Mio. Euro gelegen ist. Dieses Jahr rechnen wir mit rund 24,1 Mio. Euro. Dann die Gewerbesteuer, letztes Jahr wurden rund 17,4 Mio. Euro eingenommen. 2025 rechnen wir mit ca. 15,5 Mio. Euro. Zusätzlich hat die Gemeinde die Schlüsselzuweisungen als Einnahmequellen, letztes Jahr wurden rund 4,4 Mio. Euro eingenommen. In diesem Jahr rechnen wir mit ca. 3,7 Mio. Euro. Außerdem die Grundsteuer B, letztes Jahr und dieses Jahr annähernd gleich mit rund 3,6 Mio. €.
7. Ausgabenprioritäten: Welche Bereiche des Haushalts beanspruchen die größten Ausgaben, und wie werden diese priorisiert?
Alfred Giesinger: Die größten laufenden Ausgaben im Jahr 2025 sind die Kreisumlage mit 17,8 Mio. Euro, die Personalkosten der Gemeinde Karlsfeld mit 14,8 Mio. Euro und die Kindertagesstätten mit 7,3 Mio. Euro. Eine Priorisierung ist hier kaum möglich.
8. Schuldenmanagement: Welche Strategien verfolgt die Gemeinde, um den Schuldenstand weiter zu reduzieren?
Alfred Giesinger: Für den Neubau der Grundschule wurden unter anderem kurzfristige und sehr zinsgünstige Kredite in Höhe von 8,4 Mio. Euro und mit einer Laufzeit von 10 Jahren aufgenommen, die im Jahr 2029 dann komplett zurückbezahlt sind. Wären diese Kredite mit einer längeren Laufzeit (zum Beispiel über 30 Jahre) aufgenommen worden, würde nach Ablauf der 10-jährigen Zinsbindung ein marktüblicher Zins greifen, der dann bei Weitem nicht mehr so zinsgünstig wäre.
9. Risikofaktoren: Welche finanziellen Risiken sehen Sie für das kommende Haushaltsjahr, und wie plant die Gemeinde, diesen zu begegnen?
Alfred Giesinger: Einen Risikofaktor sehen wir aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage bei den Gewerbesteuereinnahmen. Auch bei der Einkommensteuerbeteiligung besteht das Risiko eines Rückganges aufgrund des am 01.01.2025 in Kraft getretenen Steuerfortentwicklungsgesetzes, worin diverse Steuererleichterungen festgelegt wurden, die sich negativ auf die Einkommensteuerbeteiligung auswirken können. Weiterhin ist die stetig steigende Kreisumlage in den nächsten Jahren als großer Risikofaktor zu sehen. Der Plan, diesen Risikofaktoren zu begegnen, besteht aus der Ausweisung von Gewerbegebieten und der Reduzierung der freiwilligen Leistungen.
Präsentation: Gemeinde Karlsfeld
Untenstehend finden Sie die Präsentation zum Haushaltsplan 2025 zum Download.