Ein Jahr gebundener Ganztag in der Grundschule an der Krenmoosstraße

Ein Jahr gebundener Ganztag in der Grundschule an der Krenmoosstraße

Gebundener Ganztag – was ist das genau? Im bayerischen Schulsystem ist für die Ganztagesbetreuung für Grundschulkinder der gebundene und/oder der offene Ganztag vorgesehen. Während der offene Ganztag die Nachmittagsbetreuung vor allem mit externen pädagogischen Kräften und unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Klasse organisiert ist, bleibt im gebundenen Ganztag die Klasse den Tag über zusammen und erhält einen rhythmisierten Unterricht mit Pflichtunterricht, Studierzeiten, Freizeit, und Entspannungsphasen über den ganzen Tag hinweg. Hier ist Platz für Fördermaßnahmen und Projekte z.B. zu bestimmten Themen oder pädagogischen Ausrichtungen. Ziel des gebundenen Ganztags ist es, Chancengerechtigkeit herzustellen, um differente Ausgangssituationen auszugleichen. Der gebundene Ganztag ist kostenlos, lediglich das Mittagessen muss bezahlt werden. Der Unterricht wird im gebundenen Ganztag überwiegend von Grundschullehrkräften erteilt.

 

In der Krenmoosschule ist seit einem Schuljahr der gebundene Ganztag mit zwei ersten Klassen eingeführt und wird sukzessive aufgebaut, bis in allen Jahrgangsstufen ein gebundener Ganztag angeboten werden kann. Unser Kooperationspartner, der Kreisjugendring Dachau, unterstützt uns beim Aufbau demokratischer Strukturen in diesen Klassen und dem Rest der Schule. Speziell ausgebildete Kräfte unterrichten die besonderen Fächer „Glück“, „Demokratie lernen“ und „Projekt Zukunft“. Die Schüler*innen werden von Anfang an in den Bereichen Eigenverantwortung, sozialer und kooperativer Umgang miteinander und Partizipation an Schulentscheidungen geschult und einbezogen. Auch der Spaß kommt natürlich nicht zu kurz. Es bieten sich viele Möglichkeiten, freudvolle Stunden zu erleben.

 

Wie lief das erste Jahr?

 

Die Zeit bis zu den Herbstferien war geprägt von einer Orientierungsphase im neuen Lebensraum Schule. „Wer sind meine neuen Klassenkamerad*innen?“, „Welche Regeln gibt es in der Schule?“, „Wie funktioniert das mit der Mensa?“ und „Welche Rolle habe denn ich als Schüler*in?“ waren Fragen, die die Kinder spielerisch bearbeiteten.

Schwerpunktmäßig berschäftigten sich die Schüler*innen an ihrem „glücklichen Freitag“ mit den Themen Identität und Gefühlen. Hierbei waren sowohl die eigenen Gefühle gefragt, aber auch der Transfer zu dem Zitat von Albert Schweitzer „Das Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt“ wurde mit den Kindern bearbeitet. Sie verschenkten selbstbemalte Steine an ihre Klassenkamerad*innen, bastelten Dankbarkeits-Säckchen und einen Anti-Stressball für den Fall, dass das Wutmonster mal wieder zu groß wurde. In der Vorweihnachtszeit konnten die Kinder mit dem Adventskalender von der Stiftung 24-gute-Taten täglich zusammen entdecken, welchen Menschen auf der Welt sie helfen konnten, ein Stück glücklicher zu werden.

 

Das Fach „Demokratie lernen und leben“ startete mit der Geschichte des kleinen „WIR in der Schule“. Gemeinsam wurde anhand des Buches ein Regelwerk erarbeitet, wie die Klasse zusammen ihre Zeit in der Schule verbringen möchte. Es wurde reflektiert, wie groß denn das WIR im Moment ist, und wie die Klassengemeinschaft es zum Wachsen bringen kann. In einer Gemeinschaftsarbeit bastelten die Kinder ein eigenes Klassen-WIR und erinnern sich seitdem gegenseitig daran sich freundlich zu verhalten, da ja sonst ihr WIR schrumpft. In der Unterrichtseinheit „Wenn ich Bestimmer*in an der Schule wäre…“ äußerten einige Kinder den Wunsch, gerne selbst Lehrkraft zu sein. Nachdem die Klassengemeinschaft so weit gefestigt war, startete dahingehend ein partizipativer Versuch. Die Kinder hielten selbst Unterrichtseinheiten zu Themen, in denen sie sich als Experten sahen. So konnten die Lehrkräfte und Pädagog*innen von den Kindern zum Beispiel lernen, wie man professionelle Papierflieger baut, wie man Einhörner malt. Und die Fußball-Profis zeigten ihre besten Tricks.

 

Spätestens seit den Pfingstferien war von den kleinen Erstklässlern vom Schuljahresanfang kaum noch etwas zu merken. Sie wurden ihrer Rolle der „Pioniere des Ganztags“ absolut gerecht. Die Kinder brachten eigene Ideen und Wünsche ein und diese Erkenntnisse, das Wissen und die Meinung sind eine große Hilfe für die Pädagog*innen, den Ganztag für die Kinder zu einem Ort zu machen, an dem mit Freude gelernt wird.

Um aus den Erfahrungen des ersten Schuljahres nachhaltig zu lernen und die neuen Erstklässler bei einem gelingenden ersten Schuljahr unterstützen zu können, durften die Schülerinnen und Schüler an drei Tagen an einer Tutoren-Schulung im Rahmen des Projekt-Fachs „Zukunft leben“ teilnehmen. Hierbei erarbeiteten die Kinder, wie denn ein guter Tutor sein muss, welche Aufgaben er hat und wie die zukünftigen Zweitklässler für die neuen „Kleinen“ da sein können.

Und so blicken alle am Ende des Schuljahres voller Vorfreude auf eine neue Runde Ganztag, da das Team nun um 44 motivierte Ganztags-Profis gewachsen ist.

 

Barbara Sparr (Schulleiterin)
Sabrina Werner (Sozialpädagogin Kreisjugendring Dachau)
Johanna Mahr (Schulsozialpägagogin Grundschule Krenmoosstraße)

 

 

Foto: Grundschule an der Krenmoosstraße