Ein Fasching ohne „Narren“ - Interview mit Manuel Nagel

OFC_Manuel Nagel

(KA) Bälle, laute Musik, bunte Kostüme, gute Laune - die aktuelle Faschingssaison verläuft aufgrund der Corona-Krise leider anders. Faschingsveranstaltungen sowie Umzüge wurden abgesagt, und es bleibt diesmal ruhig auf den Straßen ohne die feiernden Faschingsnarren. Vereine wie der Olympia Faschingsclub e.V. aus Karlsfeld haben, wie viele andere auch, geprobt, gehofft und sich auf die sog. "fünfte Jahreszeit" gefreut. Wie sich die Zeit ohne den geliebten Fasching anfühlt, berichtet Manuel Nagel, erster Präsident des OFC, mit dem wir uns zu einem Gespräch getroffen haben.


Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt?


Prinzipiell war es sehr ruhig. Unsere Faschingssaison hatten wir zu Beginn des Jahres sehr gut beendet. In normalen Zeiten hätten wir im April / Mai wieder angefangen zu trainieren, durften das jedoch nicht; auch das Bürgerhaus, in dem wir uns zu unseren Trainings treffen, war geschlossen. Daraufhin haben wir uns im Team zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen soll. Ich persönlich war gleich gegen eine Vorbereitung, ich wollte nicht mit Vollgas ins neue Programm starten, da das immer ein großer finanzieller Aufwand ist. Schlussendlich haben wir trotzdem weiter trainiert für ein abgespecktes, kleines Programm, und natürlich mit einem Hygienekonzept.


Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass diese Saison nicht stattfinden wird?


Jedes Jahr gibt es bei uns normalerweise neue Kostüme, einen neuen Jahresorden, ein neues Motto und ein neues Prinzenpaar, klein wie groß. Das gab es diesmal nicht. Da es in unserem Verein aber auch um die Zusammenkunft geht, haben wir trainiert, obwohl wir wussten, dass wir das Einstudierte vielleicht nicht präsentieren können. Unseren Show-Teil, der zirka 20 bis 25 Minuten dauert, haben wir auf ein Zwei-Minuten-Programm reduziert, der Gardemarsch wurde komplett gestrichen. Im Sommer hatten wir noch gehofft, dass sich alles legen könnte. Als jedoch unser Auftritt auf dem Siedlerfest, das 2020 nicht stattgefunden hat, abgesagt wurde, mussten auch wir, zwecks der Auflagen im Herbst, unseren Inthronisationsball und die Kinderfaschingsbälle absagen. Kurz hatten wir darüber nachgedacht, eine Open-Air-Vorstellung in der Neuen Mitte oder auf dem Rathausplatz zu veranstalten. Doch das war letztendlich schwer umzusetzen, deshalb haben wir unser Vorhaben verworfen. diese Saison ist jetzt ausgesetzt, doch nach dem Fasching ist vor dem Fasching, und wir werden dieses Jahr ein neues Prinzenpaar festlegen. Ein Prinzenpaar kann nur einmal gewählt werden, und die Zeit soll schließlich auch genossen werden mit allem, was dazugehört. Während der Krise ein neues Paar zu wählen, wäre nicht sinnvoll gewesen. Ich selbst war zweimal Kinderprinz, 2006 und 2017. Das ist eine einmalige Zeit.


Was hat Sie persönlich motiviert, in einen Faschingsverein einzutreten und was bedeutet Fasching für Sie?


Ich bin durch meine Eltern quasi in den Verein hineingeboren worden. Meine Frau, die jetzt Trainerin beim OFC ist, habe ich mit zwölf Jahren im Verein kennengelernt. Ich stehe gerne auf der Bühne und genieße den Kontakt zu befreundeten Faschingsgesellschaften. Vor allem bereitet es mir Freude, mit der Arbeit, die der Verein das ganze Jahr geleistet hat, den Menschen ein paar schöne Momente zu bereiten. Dabei habe ich immer den Anspruch, dass alles Klasse haben muss. Von 1994 bis 2007 war ich Mitglied, dann habe ich pausiert. 2015 wurde ich zum zweiten Präsidenten gewählt, die Jahre darauf als erster Präsident nominiert. Dieses Jahr wird es Neuwahlen beim OFC geben. Mir bedeutet der Fasching alles.


Wie sieht Ihre Arbeit als Präsident in einem Faschingsverein sonst aus?


Bei so einem Amt steckt viel dahinter. In Sitzungen besprechen wir das Programm, das Kostümkonzept, die Musikauswahl sowie die Choreographie. Die Trainingszeiten sind zu planen, vor allem die Hebefiguren nehmen viel Zeit in Anspruch. Der Inthronisationsball mit der traditionellen Schlüsselübergabe durch den Bürgermeister sowie die Abendgarderobe müssen organisiert, die Auftritte bei verschiedenen Bällen abgesprochen werden. Auch das Finanzielle muss im Auge behalten werden. So konnten wir durch unsere Auftritte, den Glühweinverkauf auf dem Weihnachtsmarkt, dem Kinderschminken auf dem Siedlerfest etc. unsere Kasse immer aufbessern. Das alles ist diesmal ausgeblieben. In der Faschingszeit war ich natürlich immer nervös. Sind die Reservierungen alle eingetragen? Wie klappt die Inszenierung? Ist das Licht richtig eingestellt? Diese Dinge fehlen mir natürlich momentan. Aber wir müssen einfach das Beste aus dieser Situation machen und in die nächste Saison starten. 2022/23 ist unser 50-jähriges Jubiläum, das wir dann hoffentlich wieder normal feiern können.


Sind Sie trotz der aktuellen Lage weiterhin auf der Suche nach neuen Mitgliedern?


Ja, wir suchen immer Mitglieder. Alle, ab dem Alter von sechs Jahren, die Spaß am Fasching haben, das Tanzen lieben, gerne auf der Bühne stehen und andere begeistern wollen, sind bei uns herzlich willkommen. Tanzkenntnisse sind auch für Prinzenpaare nicht zwingend notwendig. Wir trainieren alle dementsprechend. Interessenten schicken bitte eine E-Mail an info@ofc-karlsfeld.de. Wir freuen uns auf Sie!

 


Historie des OFC:
Der Olympia Faschings Club wurde 1972 durch den ersten Präsidenten Werner Koch gegründet. Der Verein entstand aus der Narrenzunpft München, dessen 1. Zunpftpaar Monika I. und Rainer I. dann Schatzmeisterin und 2. Präsident des OFC wurden. Die offizielle Eintragung ins Vereinsregister Dachau fand im April 1973 statt. Der Name Olympia Faschings Club bezieht sich auf das Gründungsjahr 1972, in dem die Olympischen Sommerspiele in der Landeshauptstadt München stattfanden. Als erstes Prinzenpaar des OFC begeisterten Petra I. und Wolfgang I. bei ihrer Inthronisation am 11.01.1974 im Pfarrheim St. Anna. Hier fand auch das Training der Prinzengarde unter der Leitung des Garde-Trainers und 1. Präsidenten Werner Koch statt. Auch der Frühschoppen am Tag nach der Inthronisation hat eine lange Vergangenheit. Bereits am 12.01.1974 fand der 1. Internationale Frühschoppen mit der Karlsfelder gemischten Jugendkapelle im Hotel Europa statt.

 

Foto: OFC