„Don Giovanni“: Ein Meisterwerk, meisterhaft dargeboten

(KA) Volksnah mit lokalen Bezügen, eine hervorragende Besetzung, bunte Kostüme und ein ausdrucksstarkes Orchester: Mit dem Opern-Klassiker „Don Giovanni“ brachte das Freie Landestheater Bayern am 25. Oktober 2024 ein wahres Meisterwerk von Intendant Rudolf Maier-Kleeblatt und Regisseur Jörg Fallheier auf die Bühne des voll besetzten Bürgerhauses.

 

Als „Dramma giocoso“ wurde Mozarts und da Pontes Meisterwerk betitelt. Ein heiteres Drama, ein vielschichtiger Stoff, ein Stück zum Schmunzeln und zum Entrüsten.

 

Bariton Andreas Agler, stimmlich und optisch die Idealbesetzung des Verführers, Frauenhelden und Unsympathen Don Giovanni, war in seiner Rolle so überzeugend, dass die Zuschauer selbst am Ende, als Don Giovanni „zur Hölle fährt“, keinerlei Mitleid empfanden. Seine Überheblichkeit und seine durch nichts zu überbietende Dreistigkeit übertrifft er am Grab eines Opfers seiner Machenschaften schließlich selbst, indem er die Statue des Toten zu einem Festmahl einlädt. Ein grandioser Moment des Musiktheaters.

 

Mozart selbst hat sein Werk als „opera buffa“, als heitere Oper betrachtet. Er hat dabei wohl vor allem an Giovannis durchtriebenen Diener Leporello gedacht - eine ausgesprochen humorvolle Figur mit viel Komik, situationsbedingt oft unfreiwillig. Bass Raphael Sigling mimte den zerrissenen Leporello auf grandiose Weise.

 

Die Sympathien lagen jedoch bei den Frauen: bei Elisabeth Rauch als Donna Anna, bei der verlassenen Verlobten Donna-Elvira (Maria Helgath) und Zerlina (Nicole Tschaikin), die sich mit ihrem hölzernen Bauer Mosetto – erstklassig gespielt von Philipp Gaiser – auf zauberhafte Art wieder versöhnte und hier für die lustige Seite der Oper und für Kurzweil sorgte. Tenor Stephan Lin beeindruckte durch seine Stimmgewalt und bildete gemeinsam mit Rauch und Helgath eine starke Kraft.

 

Der Chor begeisterte durch ausdrucksstarke Charaktere, die trotz ihres Wirkens im Hintergrund stark in den Vordergrund traten. Mit großer Leichtigkeit, manchmal heiter, manchmal schaurig schön, emotional bezwingend und unerklärlich genial trägt Mozarts Musik in seiner viertletzten Oper das Geschehen auf die Bühne, was man heute auch als frühen Beitrag einer beginnenden bürgerlichen Kultur zur „Me too“- Debatte begreifen könnte.

 

Die Kostüme von Anne Hebbeker, umgesetzt von den zwei Gewandmeisterinnen Christel Gebhardt und Marianne Herkenrath, bestachen durch ihre Farbenvielfalt und Ideenreichtum. Die mediterrane Naturlandschaft, die mobilen Stadtkulissen und das gefallene rote Kreuz, erstellt von Bühnenbauer Christian Kern, gaben der Inszenierung zusätzlichen Ausdruck. Eine Oper der Extraklasse, die einem lange in Erinnerung bleiben wird.

 

 

Foto: KA