Die Sanierung des Allacher Tunnels der A99

Karlsfeld steht im Verkehr eine große Herausforderung bevor

 

Die A 99 ist ein Teil des Münchner Nordrings und zählt zu den wichtigsten und am stärksten beanspruchten Straßen im südbayerischen Autobahnnetz. Im rund sieben Kilometer langen Abschnitt der A 99 zwischen den Autobahndreiecken München-Allach und München-Feldmoching, westlich der Anschlussstelle München-Ludwigsfeld, liegt der in den 1990er Jahren erbaute Tunnel Allach. Täglich fahren hier rund 132.000 Fahrzeuge – die Leistungsfähigkeit der Autobahn ist damit überschritten.

 

Die Autobahn Südbayern plant derzeit die Sanierung des Allacher Tunnels auf der A 99. Die Sanierung ist nach mehr als 20 Jahren ununterbrochenen Betriebs notwendig. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren bei der zuständigen Regierung von Oberbayern.

 

Was ist geplant?

 

  • Sanierung des Tunnels und vollständiges Erneuern der Betriebstechnik
  • Einrichten einer Temporären Seitenstreifenfreigabe (TSF) zwischen den Dreiecken München-Allach und München Feldmoching – mit der TSF kann dann in den Spitzenstunden des Verkehrs in jeder Fahrtrichtung zusätzlich der Seitenstreifen als vierte Fahrspur für den Verkehr freigegeben werden

 

Derzeit wird die Sanierung des Tunnels Allach und umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses geplant. Die Bauzeit wird insgesamt etwa acht Jahre dauern – davon vier bis fünf Jahre für die notwendige Sanierung innerhalb des Tunnels. Der Tunnel ist aktuell sicher. Durch die hohe Inanspruchnahme in mehr als zwei Jahrzehnten ununterbrochenen Betriebs ist eine Sanierung aber bautechnisch dringend notwendig. Wir müssen die Tunnelwände instand setzen, die Entwässerungsanlagen vollständig erneuern und neue Betriebstechnik (Beleuchtung, Lüftung, Verkehrsführung, Brandschutz) installieren.

 

Dass der Verkehr zukünftig besser fließt, wird durch die sogenannte Temporäre Seitenstreifenfreigabe möglich. Dafür wird in den Spitzenstunden des Verkehrs in jeder Fahrtrichtung zusätzlich der Seitenstreifen für den Verkehr freigegeben – auf sieben Kilometern Länge zwischen den Autobahndreiecken München-Allach und München-Feldmoching. Auf der Strecke und im Tunnel wird dafür moderne Überwachungs- und Signaltechnik installiert. Da der Platz im Tunnel aber begrenzt ist, muss ein Teil der Betriebstechnik auf die Tunneloberfläche verlegt werden.

 

Die wohl größte Herausforderung für das Projekt stellt der Verkehr während der Tunnelsanierung dar. Denn der Tunnel Allach und der Münchner Nordring lassen sich nicht einfach für den Verkehr sperren. Die Planungen sehen vor, während der fünf Jahre Bauzeit im Tunnel beide Röhren nacheinander zu sanieren und auszubauen. Erste Arbeiten könnten aus heutiger Sicht ab 2025 starten, die Sanierungsarbeiten innerhalb des Tunnels voraussichtlich ab 2028 mit dann einhergehenden, starken verkehrlichen Einschränkungen.

 

Die A 99 kann damit ohne Unterbrechung auf mindestens zwei Fahrspuren in jeder Fahrtrichtung für den Verkehr offenbleiben. Damit lässt sich die kürzeste Bauzeit erreichen und gleichzeitig die Sicherheit der Bauarbeiten und aller Verkehrsteilnehmer gewährleisten. Denn: Würden während der Bauphase 2 weiterhin Autos durch beide Röhren fahren, wäre über viele Jahre eine Wanderbaustelle im Tunnel notwendig, für die die Verkehrsführung, die Sicherheitssysteme und die Fluchtwege immer wieder umgebaut werden. Das dauert länger, bringt erhebliche Probleme für das Rettungskonzept mit sich und auch hier müsste eine Röhre immer wieder gesperrt werden.

 

Die Autobahn Südbayern arbeitet intensiv an Lösungen und Konzepten für den Ausweichverkehr. Dafür ist die Zusammenarbeit vieler Partner nötig und es sind alle Verkehrsteilnehmende gefragt.

 

Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Allacher Lohe ist von dem Projekt nicht betroffen. Die Autobahn Südbayern bemüht sich, auch an anderer Stelle die Eingriffe in die Natur und Umwelt so gering wie möglich zu halten und schützt betroffene Arten. Wo unvermeidlich in die Natur eingegriffen werden muss, wird dies ausgeglichen. Im Zuge des Projekts entsteht eine neue Brücke über die Würm, die nach Abschluss der Arbeiten für den Fuß- und Radverkehr zur Verfügung stehen wird.

 

Bereits jetzt kann man sich auf der Projektwebseite der Autobahn GmbH www.tunnel-allach.de über das Projekt informieren. Sie können auch den weiteren, zukünftigen Verlauf dort verfolgen.

 

Und was heißt das nun für unsere Gemeinde Karlsfeld?

Die Graphik illustriert, dass insbesondere zur morgen- und abendlichen Verkehrsspitze gut 50.000 Fahrzeuge jenseits der Kapazität sich im Stau hintenanstellen müssen oder aber sie suchen sich alternative Wege um den Tunnel herum. Schon heute entsteht regelmäßig am Morgen Richtung Osten und am Abend Richtung Westen ein zum Teil langer Stau. Und das ist dann genau unser verkehrliches Problem, und das über wahrscheinlich fünf Jahre.

 

Um eines vorauszuschicken. Die Sanierung des Allacher Tunnels ist erforderlich und auch die Sperrung jeweils einer Röhre des Tunnels ist plausibel begründet, daran lässt sich kaum rütteln. Erschwerend kommt hinzu, dass direkt an der Anschlussstelle Ludwigsfeld sich die Großfirmen MAN und MTU befinden, so dass viele Pendler sich alternativ ohne Autobahn orientieren, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Dazu wird der Allacher Tunnel temporär immer wieder in verschiedenen Nächten total gesperrt werden müssen. Damit droht uns, dass vor allem der Schwerlastverkehr an der Anschlussstelle Ludwigsfeld auf die B304 ausgeleitet wird und durch Karlsfeld zur B471 fährt. Der Karlsfelder Westen wird durch die Eversbuschstraße und ganz clevere Pendler durchs Moos als vermeintliche Entlastungsstrecke erheblich belastet werden. Wie wir nun leidvoll erfahren müssen, ist die anfängliche Hoffnung zu Beginn der Bauarbeiten über die 2. Stammstrecke als ÖPNV-Entlastung verfügen zu können, vom Tisch.

 

Da schlechte Nachrichten selten allein kommen, so wird die Unterführung in der Dachauer Straße in Moosach durch die Deutsche Bahn (DB) in einer Bauzeit von drei Jahren abgerissen und neu gebaut. Die Dachauer Straße ist somit drei Jahre auf Höhe der Unterführung total gesperrt. Die neue Unterführung soll dann die geplante Verlängerung der Trambahn nach Karlsfeld oder sogar bis Dachau ermöglichen. Der avisierte Baubeginn ist im Jahr 2024, wobei erhebliche Zweifel verbleiben, ob die chronisch auch in Baumaßnahmen unpünktliche DB das erfolgreich im genannten Zeitrahmen schafft. Eine Überlagerung beider Baumaßnahmen würde unseren Verkehrskollaps nur noch verstärken.

 

Damit werden wir während der Bauzeiten mit Bus und Bahn auskommen müssen, was wir heute haben.

 

Was hat die Gemeinde bislang getan?

 

Die Gemeinde wurde im Februar 2021 im Rahmen der Anhörungsphase des Planfeststellungsverfahrens etwas zufällig auf die geplante Tunnelsanierung aufmerksam. Obwohl direkt betroffen, war die Gemeinde Karlsfeld von der Regierung von Oberbayern nicht im Verfahren beteiligt worden. Die Gemeinde Karlsfeld hat aber trotzdem eine umfangreiche Stellungnahme fristgerecht abgegeben. Diese Einwendungen sind nun bearbeitet und werden in Kürze in einem Erörterungstermin der Regierung vorgestellt. Neben einem pandemiebedingt online durchgeführten Bürgerinformationsgespräch im Juni 2021 hat sich eine gemeindliche Delegation im März 2022 im Verwaltungsgebäude der Autobahn GmbH über die weiteren planerischen Fortschritte informieren lassen.

 

„Parallel zum Planfeststellungsverfahren untersuchen wir, wie mit Technik und Kommunikation Staus auf der Autobahn und auf den umliegenden Straßen während der Bauzeit möglichst vermieden werden können. Dabei blicken wir vor allem auf die für 5 Jahre geplante Bauzeit im Tunnel. Wir sind im Gespräch mit den verkehrlich betroffenen Gemeinden und Straßenbaulastträgern. Zudem arbeiten wir mit großen Unternehmen im Münchner Norden, mit der MVG und mit weiteren großen Partnern an Lösungen. Die Frage ist dabei, wie wir den Verkehr durch zeitliche Verlagerung und Umstieg auf andere Verkehrsmittel in den täglichen Spitzenzeiten vermindern können.“

 

Authorisiertes Zitat von Dr.-Ing. Jochen Eid, Geschäftsbereichsleiter Planung, Bau bei der Autobahn Südbayern

 

Die Erstellung eines ursprünglich geplanten Umfahrungskonzeptes wurde seitens der Autobahn Südbayern wieder aufgegeben. Es stünden mit dem Mittleren Ring und der B471 einfach zu wenig leistungsfähige Alternativen zur Verfügung. Stattdessen sollen mit dem MVV und weiteren Partnern vom Auto losgelöste Pendlerkonzepte erarbeitet werden mit dem Ziel, die Zahl der Pendler zu reduzieren. Ein großes Problem werden die Buslinien werden, die im Stau ebenso steckenbleiben werden. Auch an Verkehrslenkungen im Fernverkehr und Zusammenarbeit mit Navigationsgeräteherstellern ist gedacht. Wir hoffen, dass wenigstens der S-Bahn-Nordring rechtzeitig in Betrieb gehen kann.

 

Eine Zusage der Autobahn GmbH konnten wir bereits erreichen. Der dreispurige Ausbau der A92 von der A99 bis zur Anschlussstelle Oberschleißheim sowie der kreuzungsfreie Ausbau als sog. Vollkleeblatt wurde uns vor Beginn der Tunnelsanierungsarbeiten zugesagt, um noch mehr Staus zu vermeiden.

 

Die Gemeinde arbeitet mit der Bürgerinitiative Gemeinsames Konzept Allach Karlsfeld (GKAK) zusammen, um Lösungen zu finden. Dazu zählen auch Maßnahmen, die die Gemeinde Karlsfeld oder der Landkreis zum Schutz unserer Bürger erlassen können. Wir konnten so einen breiten Unterstützerkreis mit dem Bezirksausschuss 23 der Stadt München, Stadträten sowie den zuständigen Landtagsabgeordneten gründen. Im Mai 2022 konnten wir so den Allacher Tunnel und die Betriebstechnik besichtigen und Anfang August ein Treffen im Münchner Rathaus arrangieren, um die Zusammenarbeit mit München in verkehrlichen Fragen zu stärken und Ansprechpartner auszutauschen.

Welche Herausforderungen für die Gemeinde Karlsfeld stehen jetzt an

 

Noch in diesem Jahr soll der Planfeststellungsbeschluss (also das Baurecht) erteilt werden. Danach wissen wir, welche Auflagen die Regierung von Oberbayern anordnet und können unsere Betroffenheit besser abschätzen. Wir bleiben im engen Dialog mit der Autobahn Südbayern und können wenigstens noch über ausreichend Zeit verfügen, alle erforderlichen Maßnahmen zu planen und vorzubereiten. Wie auch immer, es werden harte verkehrs- und staureiche Jahre in Karlsfeld im zweiten Teil der 20er Jahre werden. Ich werde Sie weiter auf dem Laufenden halten.

 

Bernd Wanka
Verkehrsreferent des Gemeinderates

 

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